Goldpreis bricht ein: Wer jetzt gekauft hat, könnte jahrelang warten
Nach einer monatelangen Rekordjagd ist der Goldpreis abrupt eingebrochen. Wer zuletzt auf den steigenden Kurs gesetzt hat, könnte lange warten, bis er sein Kapital wieder sieht. So ähnlich war es auch beim Crash im Jahr 2011.
Zwei Monate lang stieg der Preis für eine Feinunze Gold beinahe täglich und legte um 1.000 US-Dollar auf 4.087 Dollar zu: ein Plus von 32 Prozent. Doch am Dienstag, dem 21. Oktober, kam der jähe Rückschlag: Der Goldpreis fiel um 5,7 Prozent, der stärkste Tagesverlust seit Juni 2013.
Drei Gründe für den Preissturz beim Gold
Laut Sam Stovall, Chefstratege bei CFRA Research, war die Kurskorrektur überfällig: „Der Goldpreis ist einfach zu schnell gestiegen und da der Dollar heute stärker war, nahmen viele Investoren das zum Anlass, Gewinne mitzunehmen“, sagte er gegenüber Reuters. Ole Hansen, Rohstoffstratege bei Saxo Bank, verwies auf fehlende Daten der US-Kommission für Warentermingeschäfte (CFTC). Diese Berichte zeigen normalerweise, wie Hedgefonds und institutionelle Anleger ihre Positionen in Gold- und Silberkontrakten gewichten. „Der Mangel an Positionsdaten kommt zu einem sensiblen Zeitpunkt, da spekulative Long-Positionen zunehmen könnten – das macht den Markt anfälliger für eine Korrektur“, erklärte Hansen.
Ein weiterer Faktor ist der indische Diwali-Festzeitraum, der am 23. Oktober endet. Während des hinduistischen Lichterfests werden traditionell viele Hochzeiten gefeiert. Die Nachfrage nach Gold ist in dieser Zeit saisonal besonders stark. Mit dem Ende der Festtage flacht dieser Effekt regelmäßig ab.
Goldpreis erinnert an die Entwicklung von 2011
Der jüngste Preisanstieg um 32 Prozent innerhalb von zwei Monaten übertrifft sogar die 28-prozentige Rallye, die dem damaligen Hoch von 1.921 US-Dollar je Unze im September 2011 vorausging. Damals begann unmittelbar nach dem Rekord eine massive Gewinnmitnahme – Gold verlor binnen zweier Handelstage 7 Prozent. Spekulanten hielten noch eine Weile an ihren Positionen fest, der Preis stieg kurzzeitig wieder auf fast 1.900 Dollar, bevor der Markt endgültig drehte. In nur 20 Tagen fiel der Goldpreis damals um 20 Prozent. Für Anleger, die am Hochpunkt eingestiegen waren und ihre Bestände behielten, bedeutete das eine Durststrecke von fast neun Jahren: Erst 2020 erreichte der Goldpreis wieder das damalige Niveau, aber nominal. Inflationsbereinigt dauerte die Erholung noch deutlich länger.
Auch Aktionäre von Goldminen-Unternehmen und Branchen-ETFs leiden derzeit unter der Korrektur. Dennoch zeigte sich laut Bloomberg, dass viele institutionelle Investoren den Absprung rechtzeitig geschafft haben: Im vergangenen Monat zogen Anleger 669 Millionen US-Dollar aus dem größten Fonds der Branche ab, dem VanEck Gold Miners ETF.
Am Mittwoch fiel der ETF um 9,4 Prozent: der stärkste Rückgang seit März 2020. Die Aktien großer Förderer wie Newmont, Agnico Eagle Mines und Barrick Gold verloren ebenfalls rund 9 Prozent.
Zunehmende Volatilität beunruhigt den Markt
Bloomberg weist darauf hin, dass der Goldmarkt, traditionell als stabiler „sicherer Hafen“ bekannt, in den vergangenen Wochen ungewohnt stark schwankt. Die realisierte Volatilität des Goldpreises im Verhältnis zum S&P 500 erreichte am Dienstag den höchsten Stand seit 2020. „Diese täglichen Ausschläge werden extrem bleiben, weil Anleger Kapital abziehen“, sagte John Ciampaglia, CEO von Sprott Asset Management.
Ciampaglia sieht die aktuelle Korrektur jedoch nicht als langfristiges Risiko, solange sie keine Kettenreaktionen von Zwangsverkäufen auslöst. „Die langfristigen Fundamentaldaten sprechen weiterhin für Goldminenaktien“, betont er. Die Unternehmen dürften im laufenden Quartal hohe Gewinne erzielen, da ihre Produktionskosten gesunken sind, während der Goldpreis zuvor Rekordhöhen erreicht hatte.
Der jüngste Absturz des Goldpreises zeigt, dass selbst in Krisenzeiten vermeintlich sichere Häfen nicht immun gegen heftige Schwankungen sind. Wie schon 2011 könnte sich die Erholung für Anleger, die spät eingestiegen sind, über Jahre hinziehen. Experten raten daher, die Entwicklung mit Vorsicht zu beobachten und sich nicht von kurzfristiger Euphorie leiten zu lassen.