Wirtschaft

USA und China erzielen vorläufiges Handelsabkommen

Die Vereinigten Staaten und China haben in ihren jüngsten Handelsgesprächen ein vorläufiges Abkommen erreicht. Damit scheint sich die monatelange Eskalation zwischen Washington und Peking abzuschwächen, zumindest vorübergehend. Nach Angaben des US-Finanzministers Scott Bessent ist die angedrohte 100-Prozent-Zollschranke auf chinesische Waren „vom Tisch“.
28.10.2025 11:00
Lesezeit: 2 min
USA und China erzielen vorläufiges Handelsabkommen
Mit Abschluss des vorläufigen Handelsabkommens scheint der Zollkonflikt vorerst gestoppt. (Foto: dpa) Foto: Alex Brandon

Handelsabkommen mit China

Die Nachricht kommt nur wenige Tage vor dem geplanten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping, das am Donnerstag in Südkorea stattfinden soll. Bessent erklärte außerdem, China werde die Einführung eines geplanten Lizenzsystems für Seltene Erden und Magnete um ein Jahr verschieben. Das ist eine Entscheidung, die den globalen Hightech-Markt unmittelbar entlasten könnte.

Trump befindet sich derzeit auf einer Asienreise und nahm in Malaysia an der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen Kambodscha und Thailand teil. Asiatische Staatschefs empfingen ihn mit demonstrativer Freundlichkeit und Zustimmung. Der malaysische Premierminister scherzte beim Handschlag mit Trump: „Ich war im Gefängnis, Sie waren fast dort.“

Die diplomatische Geste lenkt jedoch nicht von den Spannungen ab, die die US-China-Beziehungen prägen. In den vergangenen Wochen hatte Washington seine Exportverbotsliste für chinesische Technologieunternehmen ausgeweitet, während Peking den Export strategischer Rohstoffe wie Seltene Erden weiter einschränkte. Also für Materialien, die für Halbleiter, Rüstungstechnologie und Elektromobilität entscheidend sind.

Zollandrohung vorerst aufgehoben

In einem Interview mit CBS News erklärte Finanzminister Bessent am Sonntag, die Zollandrohung sei nach „zwei sehr guten Verhandlungstagen“ in Malaysia praktisch aufgehoben. Die Gespräche hätten „konstruktive Fortschritte“ erzielt, insbesondere bei der Exportpolitik Chinas. „Wir hatten einen sehr offenen Dialog. Ich denke, die zusätzlichen 100 Prozent, die der Präsident erwähnt hatte, sind jetzt tatsächlich vom Verhandlungstisch verschwunden“, sagte Bessent.

Noch eine Woche zuvor hatte Trump gedroht, ab dem 1. November neue Strafzölle einzuführen, sollte China die Exportbeschränkungen für strategische Metalle nicht lockern. Diese Ankündigung hatte Ängste vor einer neuen Eskalationsstufe im Handelskrieg zwischen den USA und China ausgelöst.

Peking bestätigt „grundsätzliche Einigung“

Auch die chinesische Staatsagentur Xinhua bestätigte am Montagabend, dass die beiden Delegationen eine „grundsätzliche Übereinkunft“ erzielt hätten. In der offiziellen Mitteilung heißt es, die Gespräche hätten eine breite Palette sensibler Themen umfasst, darunter US-Sanktionen gegen chinesische Schiffbauunternehmen, gegenseitige Zölle, den Agrarhandel, Maßnahmen gegen den Schmuggel von Fentanyl sowie Exportkontrollen für Hochtechnologien. „Beide Seiten haben einen aufrichtigen, tiefgehenden und konstruktiven Dialog über die wichtigsten Wirtschafts- und Handelsfragen von gemeinsamem Interesse geführt“, zitiert CNN aus dem offiziellen Bericht. Die Delegationen hätten sich darauf verständigt, die technischen Details und internen Genehmigungsverfahren in den kommenden Wochen abzuschließen.

Das Abkommen markiert eine vorläufige Entspannung, doch die strukturellen Konflikte bleiben bestehen. Die USA wollen den technologischen und industriellen Aufstieg Chinas weiterhin eindämmen – insbesondere in strategischen Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Mikrochips und Verteidigungstechnologie. Für Peking ist der Zugang zu westlichen Märkten und Technologien lebenswichtig, um den Umbau der Wirtschaft zu stabilisieren. Das Zugeständnis, das Lizenzsystem für Seltene Erden vorerst auszusetzen, wird von westlichen Analysten als taktischer Schritt gewertet.

Europas Rolle im Schatten der Supermächte

Für Deutschland und die EU hat das Handelsabkommen ambivalente Folgen. Einerseits kann eine Entspannung zwischen den USA und China die globalen Lieferketten kurzfristig stabilisieren und die Inflationsrisiken dämpfen. Andererseits verdeutlicht die Vereinbarung erneut, dass Europa keine aktive Rolle im geopolitischen Handelskonflikt spielt.

Während Washington und Peking ihre bilateralen Konflikte in diplomatische Kanäle überführen, bleibt Brüssel weitgehend Zuschauer. Für die exportorientierte deutsche Industrie (insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Halbleiter und Elektromobilität) bedeutet das eine Phase der Unsicherheit: Jede Verschiebung in der US-chinesischen Wirtschaftsdynamik wirkt sich unmittelbar auf europäische Absatzmärkte aus.

Das neue Handelsabkommen zwischen den USA und China ist weniger ein Durchbruch als eine temporäre Waffenruhe. Trump will vor dem Gipfel mit Xi Jinping ein Zeichen diplomatischer Handlungsfähigkeit setzen, während Peking Zeit für wirtschaftliche Anpassungen gewinnt. Langfristig dürfte der geopolitische Wettbewerb um Technologie, Rohstoffe und industrielle Vormacht bestehen bleiben. Das Abkommen verschiebt die Fronten, löst sie aber nicht.

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