Bitcoin-Kurs aktuell deutlich schwächer: Krypto-Crash auf Raten
Der Bitcoin-Kurs hat in den vergangenen Tagen deutlich nachgegeben und eine Talfahrt hingelegt, die Beobachter zunehmend beunruhigt. Zeitweise fiel die wichtigste Kryptowährung am Freitagmorgen unter die Marke von 82.000 US-Dollar – ein kräftiges Minus von rund 5,5 Prozent. Zuletzt notierte der Bitcoin bei 82.600 Dollar (Stand 12:00 Uhr) – immer noch rund 5.000 Dollar weniger als am Vorabend. Damit setzt sich ein Trend fort, der Anlegern massive Sorgen bereitet und neue Debatten über die Zukunft digitaler Vermögenswerte entfacht.
Nach Einschätzung von Marktanalyst Timo Emden von Emden Research hat die miese Stimmung längst nachhaltige Folgen. „Die Nerven bei Anlegern liegen derzeit blank“, erklärt er. Eine Mischung aus Zinsängsten, der Auflösung gehebelter Positionen und deutlichen Gewinnmitnahmen habe eine „Ausverkaufsstimmung“ ausgelöst. Besonders kritisch: Selbst hartgesottene Bitcoin-Fans verlieren offenbar langsam das Vertrauen.
Emden warnt deshalb eindringlich: „Wir sehen derzeit einen Crash auf Raten.“ Jeder Versuch einer Erholung werde sofort wieder abverkauft – ein Zeichen für zunehmende Verzweiflung. Auch andere Experten sehen klare Muster hinter dem aktuellen Einbruch des BTC-Kurs: Laut Elliot Hentov vom Vermögensverwalter State Street Investment Management zeigen Krypto-Assets eine starke Korrelation mit klassischen Risikoanlagen. „Der starke Rückgang der Bewertungen von Krypto-Assets hat die Debatte über den Nutzen von Kryptowährungen zwangsläufig neu entfacht. Dennoch gilt: Dieser Zyklus ist nicht anders – das Muster ist klar“, so Hentov.
Sinkende Risikobereitschaft treffe digitale Währungen besonders stark, insbesondere vor dem Hintergrund der Sorgen um die US-Wirtschaft und die Nachhaltigkeit der KI-Rally.
Bitcoinpreis: Warum der BTC-Kurs gerade so stark einbricht
In den vergangenen sieben Tagen summiert sich das Minus auf annähernd 15 Prozent, im Monatsrückblick sogar auf 24 Prozent. Damit hat die digitale Währung einen Großteil der zuvor erzielten Gewinne verloren. Seit dem Bitcoin-Rekordhoch im Oktober bei rund 126.000 Dollar ist der Gesamtwert aller Bitcoins um 600 Milliarden Dollar gesunken. Insgesamt verlor die Kryptobranche innerhalb von sechs Wochen mehr als 1,2 Billionen US-Dollar, wie die Analysefirma CoinGecko errechnet hat.
Ein Blick auf die Mechanik des Bitcoin zeigt eine mögliche Ursache für den Absturz: Alle vier Jahre wird die Belohnung für das Mining eines neuen Blocks – und damit eines neuen Bitcoins – halbiert. Zuletzt geschah dies im April 2024. Historisch führt diese Halbierung oft erst zu einem starken Anstieg, der 400 bis 600 Tage später einen Höhepunkt erreicht, bevor die BTC-Kurse wieder fallen. Viele Anleger haben den Oktober offenbar als Höhepunkt gewertet und Gewinne mitgenommen – ein möglicher Auslöser der jüngsten Verluste. Hinzu kommt die Zinsentwicklung in den USA. Viele Investoren hatten auf schnelle Zinssenkungen gehofft, was spekulative Anlagen attraktiver gemacht hätte. Doch die US-Notenbank signalisiert angesichts der gestiegenen Inflation Zurückhaltung. Das trifft riskante Werte wie Kryptowährungen besonders stark und belastet den Bitcoin-Kurs zusätzlich.
Droht jetzt ein eisiger Kryptowinter?
Der erneute massive Wertverlust befeuert die Diskussion über einen möglichen Kryptowinter – also eine längere Phase sinkender Kurse. Noch Anfang des Jahres schien ein ganz anderes Szenario denkbar: Mit Donald Trumps Einzug ins Weiße Haus, der Lockerung der Finanzaufsicht und neuen Fondsprodukten für institutionelle wie private Anleger schien ein Rekordjahr möglich. Manche Analysten hielten sogar 200.000 Dollar noch 2025 für realistisch.
Davon ist heute kaum noch etwas übrig. Die Entwicklung zeigt, wie unsicher digitale Vermögenswerte sind. Auch die Erzählung vom „digitalen Gold“, das in Krisenzeiten stabil bleibt, hat sich erneut als trügerisch erwiesen. Kryptowährungen crashen inzwischen oft parallel zu Aktien und anderen Risikoanlagen. Der Bitcoinpreis spiegelt damit vor allem die Stimmung der Märkte wider – nicht eine stabilisierende, unabhängige Eigendynamik.
Die Meinungen der Profis gehen weit auseinander: Während Bitcoin-Verfechter Michael Saylor weiter steigende Kurse erwartet, hält Ökonom Peter Schiff dagegen und setzt lieber auf Gold. Für welches Investment Sie sich auch entscheiden: Als sicherheitsbewusster Anleger sollten Sie ausschließlich auf regulierte Anbieter setzen. Dubiose Broker oder Social-Media-Versprechen bergen die Gefahr von Betrug oder Totalverlust.
Der Bitcoin-Kurs bleibt extrem volatil
Die jüngsten Kursverluste zeigen einmal mehr, wie fragil die Welt der Kryptowährungen ist. Ohne eine überzeugende Geschichte, die den Nutzen digitaler Währungen erklärt, bleibt der Markt anfällig. Erst wenn eine neue Erzählung entsteht – oder eine alte wiederbelebt wird –, könnte der Bitcoin-Kurs wieder nachhaltig steigen. Bis dahin dominieren Nervosität, Unsicherheit und die Angst vor einem neuen Kryptowinter die Krypto-News.


