Die zum Verkauf stehenden Töchter auf dem Balkan werden der verstaatlichten österreichischen Bank Hypo Alpe Adria nach eigener Einschätzung maximal eine halbe Milliarde Euro einbringen. "Fazit ist: Wir werden sicher keinen höheren Preis als den Buchwert bekommen", sagte der neue Hypo-Vorstandschef Alexander Picker am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Wien. Er habe sich dagegen gewehrt, das Balkan-Geschäft in der Bilanz für 2013 abzuschreiben, doch die Wirtschaftsprüfer hätten eine Wertberichtigung um rund die Hälfte auf 500 Millionen Euro gefordert.
Die Hypo Alpe Adria will die Tochterfirmen in Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro noch in diesem Jahr verkauft haben. Die EU-Kommission hatte den Verkauf bis Mitte 2015 verlangt, nachdem die Bank mit milliardenschweren Staatshilfen gerettet werden musste. Bindende Angebote sind in den nächsten Tagen fällig. Organisiert wird die Auktion von der Deutschen Bank. Finanzinvestoren und strategische Bieter hätten Interesse gezeigt, sagte Picker, ohne Namen zu nennen. Einige davon wollten sogar das ganze Balkan-Geschäft übernehmen.
Die Töchter in Südosteuropa sind der einzige werthaltige Teil der Hypo Alpe Adria. Den Rest des Geschäfts muss Picker in eine "Bad Bank" übertragen, in der es abgewickelt werden soll. Auch ein Teil des Geschäfts auf dem Balkan wandert dorthin. Zum Verkauf steht nun noch eine Bilanzsumme von 8,5 Milliarden Euro, Ende 2012 lag sie noch bei 10,1 Milliarden. Der Anteil der faulen Kredite sank dabei auf 12,3 (15,0) Prozent. Angesichts einer 340 Millionen schweren Risikovorsorge schrieb die Hypo Alpe Adria auf dem Balkan 286 Millionen Euro Verlust. Auch im laufenden Jahr sei kein konjunktureller Rückenwind zu erwarten.
Im Konzern stand 2013 unter dem Strich ein Verlust von 1,86 Milliarden Euro. "Es gab mehr Leichen im Keller, als wir gedacht hatten", sagte Picker, der erst im neuen Jahr auf seinen Posten gekommen war. Die Wertberichtigungen für faule Kredite haben sich auf 1,36 Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Eine "böse Überraschung" sei auch das Geschäft in Italien gewesen, das 238 Millionen Euro Verlust machte - unter anderem weil die Staatsanwaltschaft dort Betrug im Leasing-Geschäft wittert.
Die öffentliche Debatte um eine Beteiligung der Anleger an einer Abwicklung der Hypo Alpe Adria habe das Einlagengeschäft im Herbst schwer belastet, erklärte die Bank. Ende März entschied sich die österreichische Regierung aber doch für die Gründung einer staatlichen "Bad Bank", in die ein Bilanzvolumen von 17,7 Milliarden Euro eingebracht werden soll - auf Kosten des Steuerzahlers. Im September soll sie stehen, noch vorher braucht die Bank weitere 700 Millionen Euro, um ihre Mindest-Kapitalausstattung aufrechterhalten zu können.
Nachdem der Staat seit 2008 insgesamt 5,5 Milliarden Euro in die Klagenfurter Bank gepumpt hat - zuletzt Anfang April weitere 750 Millionen Euro, kommt sie auf eine Kernkapitalquote von 9,8 Prozent. Picker schloss nicht aus, dass auch die Abbaubank letztlich pleitegehen könnte, sobald die Garantien des Landes Kärnten von 12,2 Milliarden Euro ausliefen. Als Österreich die Bank 2009 retten musste, hatte das Heimat-Bundesland der Hypo Alpe Adria mit seinen gut eine halbe Million Einwohnern noch für 21,5 Milliarden Euro gebürgt.