Politik

Ackerland: Agrar-Riese Cargill kauft sich in der Türkei ein

Nach Monsanto will sich nun auch der US-Agrarkonzern Cargill auf dem türkischen Markt etablieren. Über die Türkei soll der Export von pharmazeutischen Hilfsmitteln in den Nahen Osten und Europa abgewickelt werden. Der Konzern kauft Ackerland auf. Doch Bauern und Umweltschützer protestieren.
30.04.2014 00:07
Lesezeit: 1 min

Der amerikanische Agrar-Konzern Cargill ist in der Türkei auf Expansions-Kurs und hat das Chemieunternehmen Alemdar Kimya aufgekauft. Er plant eine zusätzliche Investition in Höhe von 50 Millionen US-Dollar. Der türkische Cargill-Vertreter Murat Tarakçıoğlu sagt, dass die Türkei in der gesamten Region immer mehr an Bedeutung gewinne.

„Die Türkei wird im Bereich der pharmazeutischen Hilfsmittel, die aus Pflanzen gewonnen werden, zum wichtigsten Technologie- und Exportstandort der Region werden“, zitiert die Zeitung Milliyet Tarakçıoğlu. Im Fokus des Exports stehe der Nahe Osten, Nordafrika und Europa.

Doch in der Türkei ist das Unternehmen hochumstritten. Cargill hat es vor allem auf das türkische Ackerland abgesehen. Im Jahr 1998 gründete der Konzern eine Fabrik in Bursa. Die Anlage befand sich auf einem Gebiet, die gesetzlich ihren Ackerland-Charakter behalten musste. Die Lizenz für die Errichtung der Fabrik erhielt das Unternehmen vom zuständigen Gouverneur. Doch die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen den Gouverneur und die Lizenz wurde aufgekündigt.

Im Jahr 2005 entschied das AKP-Regierungskabinett, den Status des geschützten Ackerlands in eine „private Industrie-Zone“ umzufunktionieren. Das in der Türkei als Cargill-Gesetz bekannte Vorhaben wurde 2008 vom Parlament verabschiedet und von Präsident Abdullah Gül unterzeichnet, berichtet NTVMSNBC. Bauernverbände in der Türkei sahen in dieser Prozedur eine offenkundige Vorteilsgewährung für Cargill. Das Gesetz stelle einen Verstoß gegen das Gleichheitsgebot der türkischen Verfassung dar.

Der Umweltschutz-Verein Doğader berichtet, dass die Cargill-Fabrik in Bursa täglich 6000 Kubikmeter Wasser verbrauche. Das Wasser beziehe der Konzern aus einem Flusslauf des Uludağ-Gebirges.

Es wundert nicht, dass der US-Konzern Cargill seine Exportwirtschaft in die Türkei verlegen möchte. Dort genießt der Konzern offenbar große Vorteile.

Der Ex-Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen, Miguel D'Escoto Brockmann, sagte 2008 auf der Überprüfungskonferenz zu den Millenniums-Entwicklungszielen, dass Monsanto und Cargill von den Nahrungsmittel-Krisen in der Welt profitieren würden. Sie gehören zu den Kontrolleuren der Getreidemärkte. Im Jahr der Nahrungskrise 2007 habe Monsanto seinen Gewinn um 45 und Cargill um 60 Prozent gesteigert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CSRD: EU legt standardisierte Nachhaltigkeitsberichte für KMU vor
18.08.2025

Die CSRD zwingt Europas Mittelstand in ein Korsett aus Formularen und Bürokratie. Was als Transparenzprojekt verkauft wird, droht für...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehr Baugenehmigungen in Deutschland: Warum das nur bedingt Hoffnung macht
18.08.2025

Im ersten Halbjahr wurden mehr Wohnungen genehmigt – doch der Aufwärtstrend beim Neubau hat klare Grenzen. Während Einfamilienhäuser...

DWN
Politik
Politik Piraten der Sanktionen: Russlands Schattenflotte spottet dem Westen und wächst täglich
18.08.2025

Trotz immer schärferer Sanktionen wächst Russlands Schattenflotte ungebremst. Über 1.100 Tanker mit gefälschten Flaggen, ohne...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell kaum verändert: Leitindex bleibt in Reichweite des Rekordhochs
18.08.2025

Der DAX-Kurs zeigt sich zum Handelsstart am Montag stabil, das Rekordhoch bleibt weiterhin in Reichweite. Doch politische Unsicherheiten,...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie klettert: Geopolitik treibt den Kurs, doch charttechnische Risiken bleiben
18.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie sorgt erneut für Schlagzeilen: Politische Spannungen und charttechnische Marken bewegen den Kurs. Während...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bahn-Pünktlichkeit sinkt im Juli deutlich - wen das besonders trifft
18.08.2025

Die Bahn-Pünktlichkeit entwickelt sich für Reisende wie Unternehmen zunehmend zur Belastung. Immer häufiger kommen Züge verspätet an,...

DWN
Politik
Politik Welche Folgen hätte eine Donbass-Aufgabe für die Ukraine?
18.08.2025

Der Donbass war einst das industrielle Herz der Ukraine, heute ist er ein Symbol für Zerstörung und geopolitische Kämpfe. Was würde ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russisches Flüssigerdgas: EU steigert LNG-Importe aus Russland auf 4,5 Milliarden Euro
18.08.2025

Die EU importiert weiterhin russisches Flüssigerdgas – trotz Sanktionen gegen Öl und Kohle. Milliardenbeträge fließen, während die...