Politik

Neue EU-Strateg​ie: Erdgas aus Aserbaidsc​han soll Russland ersetzen

Lesezeit: 2 min
01.05.2014 00:05
Die USA planen, ein Pipeline-Netz vom Aserbaidschan übers Schwarze Meer nach Europa auszubauen. Das kaspische Erdgas soll die EU von der russischen Abhängigkeit befreien. Doch auch die US-Bank J.P. Morgan Chase soll profitieren.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Aserbaidschan könnte als scheinbarer Nutznießer aus dem aktuellen Ukraine-Konflikt hervorkommen. Baku hofft auf US-Unterstützung für den Pipeline-Ausbau entlang des Süd-Korridors im Schwarzen Meer. Das Projekt soll 45 Milliarden US-Dollar kosten.

Insbesondere die EU zeigt Interesse. Denn der Süd-Korridor könnte sowohl Russland als auch die Ukraine umgehen. Die EU könnte sich aus ihrer massiven Energieabhängigkeit von Russland lösen. Für den US-Außenminister John Kerry spielt der Aserbaidschan eine Schlüsselrolle, um die energiepolitische Zukunft der EU zu garantieren, berichtet RFE/RL.

Für die EU gibt es aktuell vier strategisch wichtige Pipeline-Projekte im Süd-Korridor: Nabucco, Interconnector Turkey–Greece–Italy, White Stream und Trans-Caspian Gas Pipeline. Sie alle sollen dazu dienen, Energieträger aus Zentralasien und dem Kaspischen Meer nach Europa zu transportieren.

J.P. Morgan Chase ist mit im Boot

Im Fokus der Energiegewinnung steht vor allem das größte aserbaidschanische Erdgasfeld Schah Denis. British Petroleum (BP) und Statoil gehören jeweils 25,5 Prozent des Gasfelds. Der größte Anteilseigner bei BP ist wiederum JP Morgan Chase. Die US-Bank hält 28,34 Prozent der Anteile, berichtet peakoil.com. Statoil gehört zu 67 Prozent dem norwegischen Staat. Nach Angaben von Statoil verteilen sich die restlichen Anteile ebenfalls weitgehend auf internationale Banken.

Der US-Botschafter in Baku, Richard Morningstar, zählt zu den wichtigsten Unterstützern des Pipeline-Ausbaus im Süd-Korridor. Die Ressourcen im Kaspischen Meer seien „hochwichtig“ für die EU und die USA, zitiert ihn Natural Gas Europe. Morningstar muss es wissen. Zuvor war er US-Sonderbotschafter für eurasische Energiefragen.

Im vergangenen Jahr brachten 58 Mitglieder des US-Repräsentantenhauses im House Committee on Foreign Affairs eine Resolution ein. Danach sollen die Pipeline-Projekte des Süd-Korridors unterstützt werden. Wortführer der Gruppe war der Abgeordnete Michael Turner. In einer Mitteilung schrieb Turner, dass die „Verbündeten der USA“ - also die Europäer - einen Zugang zu Energie-Alternativen haben müssen. Die Resolution wurde am 19. Oktober 2013 einstimmig verabschiedet.

Russland kontrolliert Osteuropa und Baltikum

Es fließen jährlich 400 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa. Etwa 160 Milliarden Kubikmeter stammen aus Russland, berichtet Business Day.

So bezieht Deutschland 30 Prozent seiner Energieträger aus Russland. Beim Nachbarland Polen beläuft sich die Abhängigkeit auf 91 Prozent. In den Niederlanden liegt der Anteil bei 34 Prozent und in Italien bei 28 Prozent. Doch die Osteuropäer, die Balten und Skandinavier sind massiv abhängig von russischen Energieträgern, berichtet Global Trade Information Services.

Finnland bezieht 76 Prozent seiner Energieträger aus Russland. In Litauen liegt der Anteil bei 92 Prozent, in Lettland bei 72 Prozent und Estland bei 69 Prozent. Bulgarien ist zu 90 Prozent abhängig von russischen Energielieferungen. In Ungarn liegt der Anteil bei 86 Prozent und in Rumänien bei 47 Prozent.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...