Die USA sehen sich noch immer als stärkste Kraft und Vorbild in Sachen Wirtschaft – auf diesen Eindurck könnte man zumindest gewinnen, wenn man sich die Rolle der USA in der europäischen Schuldenkrise ansieht. Kurz vor dem letzten EU-Gipfel telefonierte Francois Hollande mit Barack Obama, um eine gemeinsame Strategie abzusprechen, vergangene Woche gab es wieder ein Telefongespräch der beiden und auch mit Mario Monti suchte der amerikanische Präsident den telefonischen Kontakt. Ein Gespräch zwischen dem US-Finanzminister Timothy Geithner und Wolfgang Schäuble war vergangene Woche ebenfalls zustande gekommen.
Am Montag wendete sich Barack Obama nun dem spanischen Premier Mariano Rajoy zu. Am Montag sagte Barack Obama ihm in einem Telefonat, dass er „die komplexen Herausforderungen, mit denen die spanischen Bürger konfrontiert sind“, erkenne. Er werde die spanische Regierung bei dem Versuch, die „spanische Wirtschaft zurück auf den richtigen Weg zu bringen“, unterstützen, so das Weiße Haus. Obama sorge sich, dass die europäische Konjunkturschwäche auch auf die fragile Erholung in den USA niederschlägt.
Im November finden in den USA die nächsten Präsidentenwahlen statt. Die amerikanische Wirtschaft wird regelmäßig von den US-Politikern schöngeredet. Man setzt auf die Aussage, die Erholung der Wirtschaft sei im vollen Gange. Die aktuellen amerikanischen Daten sprechen aber andere Worte. Die Wirtschaft hat sich im Juli deutlich abgekühlt (hier), der Immobilienmarkt kämpft erneut mit Schwierigkeiten (hier) und die Zahl der armen US-Bürger nimmt wieder zu (mehr hier).
Sollte sich die US-Wirtschaft weiter abschwächen wird es schwierig für Barack Obama, die Wahl erneut zu gewinnen, auch wenn er seine Gesundheitsreform größtenteils umsetzen konnte. Notfalls muss er versuchen, die Schwäche der US-Wirtschaft allein auf die gescheiterte Politik in Europa zurückzuführen. Wenngleich die US-Wirtschaft auch ohne die Schuldenkrise in der Eurozone genügend eigene Probleme hat, die jedoch nur ungern in Angriff genommen werden.