Politik

Zu viel Eitelkeit: Fusion von Werbe-Konzernen geplatzt

Die Mega-Fusion zwischen den Werbfirmen Omnicom und Publicis ist geplatzt. Der Grund: Die Manager zerstritten sich über die begehrten Führungspositionen. Auch stellte sich heraus, dass die Fusion zu kompliziert gewesen wäre. So haben sich die Rivalen zumindest in die Bücher geschaut und ein paar Berater haben ein gutes Geschäft gemacht.
09.05.2014 14:39
Lesezeit: 2 min

Die Mega-Fusion in der Werbebranche ist geplatzt. Nach fast einjährigen Verhandlungen erklärten die US-Agentur Omnicom und ihr französischer Rivale Publicis die 35 Milliarden Dollar schweren Pläne am Freitag für gescheitert, mit denen sie den britischen Marktführer WPP vom Thron stoßen wollten. Die Schwierigkeiten seien zu groß gewesen. "Wir haben uns deshalb entschieden, dass jeder seinen Weg alleine weiter beschreitet", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Zuletzt belastete vor allem ein Machtkampf um die Führungspositionen die Gespräche. Aber auch komplizierte Steuerfragen und die unterschiedlichen Unternehmenskulturen führten die Firmen als Ursache für das Aus für die Pläne an, mit denen sie sich für das digitale Zeitalter wappnen wollten. Zudem kostete die Hängepartie beide Seiten massiv Umsatz.

"Es gab nicht nur einen Faktor", sagte der 61jährige Omnicom-Chef John Wren der Nachrichtenagentur Reuters. So auch sei der Zeitpunkt eines Abschlusses unklar gewesen. "Und Unsicherheit ist nie eine gute Sache, wenn du in einem Dienstleistungsgeschäft tätig bist." Omnicom und Publicis hatten sich bereits im vergangenen Juli grundsätzlich auf eine Fusion verständigt. Seither ließ ein Abschluss aber auf sich warten - und verunsicherte Kunden kehrten den Unternehmen den Rücken. Allein im vergangenen Monat gingen Omnicom und Publicis Geschäfte über mehr als 1,5 Milliarden Dollar verloren.

Auch steuerrechtliche Probleme bereiteten Kopfzerbrechen. Zuletzt regte sich Insidern zufolge in der Politik wegen gemutmaßter Steuertricks Widerstand. Der neue Konzern sollte seinen Sitz in den Niederlanden haben und seine Steuern in Großbritannien zahlen. Nicht zuletzt gab es aber auch Streit über die Besetzung wichtiger Posten. "Ich hing sehr an dem Konzept der Gleichberechtigung und war nicht bereit, in diesem Punkt aufzugeben", sagte Publicis-Chef Maurice Levy. So habe Omnicom den Vorstandsvorsitz und den Posten des Finanzvorstands besetzen wollen. Das sei zu weit gegangen, so Levy. Seiner Meinung nach hätte Publicis den Finanzchef stellen sollen.

Ein Zusammenschluss wäre der mit Abstand größte in der Werbebranche gewesen und hätte die 4,9 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Aegis-Gruppe durch die japanische Dentsu im vergangenen Jahr deutlich in den Schatten gestellt. Von der Fusion versprachen sich die Agenturen Synergieeffekte von 500 Millionen Dollar. Gemeinsam wollten sie sich zudem für den Wettbewerb mit Google, Facebook und Co um Online-Werbung rüsten. Für die Branche hätte die Fusion weltweit Auswirkungen haben können. Sie hätte die Marktmacht der Media-Agenturen gestärkt und dazu führen können, dass die Preise für Werbezeiten in TV und Internet unter Druck geraten wären.

Dies hätten möglicherweise auch die Werbevermarkter der beiden großen deutschen privaten TV-Konzerne, die RTL-Tochter IP Deutschland und die ProSiebenSat.1 -Tochter SevenOne Media, zu spüren bekommen. Die Anzahl der Agenturen ist hierzulande zwar groß. Doch hätten die Omnicom-Töchter OMD und PHD sowie die zu Publicis und Vivaki gehörenden Agenturen Zenith-Optimedia und Starcom laut Zahlen des Pariser Recma-Instituts eine starke Nummer Zwei hinter WPP gebildet. RTL und ProSiebenSat.1 wollten sich zu dem Thema nicht äußern.

Auch wenn Publicis-Chef Levy Sinn darin sieht, den Konzern zu vergrößern, um für den Vormarsch der digitalen Werbung gewappnet zu sein, so ist er nun doch zurückhaltend, was große Zukäufe angeht. Vorerst sei nichts geplant, sagte er. Einige Experten sehen aber etwa die viertgrößte Agentur Interpublic aus den USA als mögliches Übernahmeziel. Die Agenturen stünden weiter unter Druck, sich zusammenzutun, sagte Brian Wieser vom Analysehaus Pivotal Research. Denn die Kunden wollten geringere Kosten. Seiner Meinung nach ist Publicis eher Käufer und Interpublic eher ein Kaufkandidat. "Die Frage ist nicht, ob es Angebote geben wird, sondern zu welchem Preis wird Interpublic verkaufen", sagte Wieser.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...