Politik

Gruben-Unglück in der Türkei: Retter suchen nach verschütteten Kumpel

Nach dem schweren Grubenunglück in der Türkei laufen die Rettungsaktionen auf Hochtouren. Um die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung zu reduzieren, pumpen die Einsatzkräfte Sauerstoff in das Bergwerk.
14.05.2014 09:55
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr als 200 Bergleute sind in der Türkei beim schwersten Grubenunglück seit Jahrzehnten ums Leben gekommen. Hunderte Kumpel seien noch immer in dem Kohlebergwerk in Soma im Westen des Landes eingeschlossen, sagte Energieminister Taner Yildiz am Mittwoch vor Ort. „Wir befürchten, dass die Zahl der Toten noch steigen wird.“

Die Hoffnung, dass die Rettungskräfte Stunden nach der Katastrophe Lebende aus der Grube befreien könnten, schwinde. Yildiz hatte in der Nacht zu Mittwoch erklärt, zum Zeitpunkt der Explosion am Dienstagnachmittag hätten sich vermutlich 787 Arbeiter in der Zeche aufgehalten. Es sei Schichtwechsel gewesen, daher sei die Zahl so hoch, aber auch schwer zu schätzen.

Rund 80 Menschen wurden verletzt, darunter auch mehrere Rettungskräfte. Bergarbeiter sagten, unter Tage brenne es noch immer. Über dem Bergwerk standen dichte Rauchwolken. Viele der geborgenen Toten seien erstickt, sagte Energieminister Yildiz. Die Rettungskräfte pumpten Frischluft in die Kohlegrube, in der Hoffnung, dass die Eingeschlossenen überleben könnten.

Ein Kühlhaus, in dem sonst Lebensmittel gelagert werden, diente als Leichenhalle. Auch in Kühllastern lagen Tote. Das Krankenhaus der Stadt war überfüllt. Tausende Angehörige und Kollegen drängten sich vor dem Gebäude und hofften auf Nachrichten. Sicherheitskräfte riegelten den Eingang zur Grube ab, damit die verzweifelten Familien und Kumpel nicht die Rettungsarbeiten behinderten.

Ursache der Katastrophe war eine Explosion der Stromanlage, die ein Feuer auslöste. Wegen des Stromausfalls konnten die Bergleute nicht über die Aufzüge an die Oberfläche gelangen. Im Internet kursierten Aufrufe zu Protestkundgebungen vor der Zentrale des Bergwerk-Betreibers Soma Komur Isletmeleri in Istanbul. Das Unternehmen hatte am Dienstagabend in einer kurzen Mitteilung erklärt, es habe einen schweren Unfall in einer Grube gegeben, aber nur wenige Details genannt.

Soma liegt rund 120 Kilometer nordöstlich der Küstenstadt Izmir im Westen des Landes. Das bislang schwerste Grubenunglück in der Türkei ereignete sich 1992 in der Provinz Zonguldak am Schwarzen Meer. Damals kamen durch eine Gasexplosion 263 Arbeiter ums Leben. In derselben Region wurden im Mai 2010 bei einer weiteren Gasexplosion 30 Bergleute getötet.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...