Zypern will der EU bei ihrem Energie-Problem mit Russland helfen - und hofft auf Erleichterung beim Schuldendienst. Auf ihrem Seegebiet konnte die Mittelmeerinsel Zypern die Existenz von sechs Billionen Kubikmeter (cbm) Erdgas nachweisen. Man glaube, weitere vier bis fünf Billionen cbm zu finden, sagte der zypriotische Energieminister George Lakkotrypis. Diese Entdeckung würde es dem Land erlauben, die Planung eines Flüssigerdgasterminals fortzuführen.
Mit der Flüssigerdgasanlage in Zypern könnte man Gas ins Leviathan-Becken bringen und von dort aus weiter nach Westeuropa verschiffen. Das Leviathan-Becken befindet sich vor der Küste Israels. Man geht davon aus, dass sich dort 34 Billiarden cbm Gas befinden.
Russland liefert ungefähr 15 Prozent der benötigten Menge in diese Region. Die Russen hatten angedroht, die Lieferungen im Juni auszusetzen, berichtet bloomberg.com.
Beginn der Erforschungsarbeiten in absehbarer Zeit
Zypern habe eine „ziemlich gute Idee“ mit seinen Gas- und Kohlenwasserstoffreserven in den kommenden zwölf bis 15 Monaten. Firmen wie Eni SpA (Eni), Korea Gas Corp. und Total SA beteiligten sich an der Erforschung, so Lakkotrypis. Eni und Kogas würden ihre intensiven Untersuchungen in den Blöcken zwei, drei und neun innerhalb der nächsten Wochen unter Vorgabe der Lizenzen beginnen, so der Energieminister weiter. Total werde ihre Untersuchungen in den Blöcken zehn und elf in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres beginnen. Noble Energy Inc. werde in Block zwölf nach einer weiteren Quelle bohren, so Lakkotrypis weiter.
Investoren zeigen Interesse an Mitarbeit bei Bohrungen
Noble hatte im Jahr 2010 das Leviathan-Becken entdeckt. Letztes Jahr seien Gespräche zwischen Zypern und dem Unternehmen geführt worden. Thema war eine mögliche Verbindung zwischen dem Leviathan-Becken und Zypern, um die Lieferungen weiterzubefördern.
Für die Flüssigerdgasanlage würden Investitionen zwischen sechs und zehn Milliarden Euro benötigt. Zypern führe Gespräche mit „großen Finanzinstituten, die Interesse an einer Beteiligung zeigen“, sagte Lakkotrypis weiter. Zuvor liege der Fokus jedoch darauf, nach weiteren Gasquellen zu suchen bevor man nach finanziellen Optionen Ausschau halte. Sehr tiefe Bohrungen seien riskant. „Die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg sind ziemlich gering“. Zypern verhandle noch mit Noble über die Konditionen einer Anlage. Eine Entscheidung über die abschließende Investitionssumme soll 2016 oder 2017 fallen.
Werden die erwünschten Gasreserven nicht gefunden, gäbe es weitere Möglichkeiten. Man könne in andere bereits vorhandene Anlagen in benachbarten Staaten ausweichen. Eine alternative Pipeline in die Türkei sei jedoch keine Option, so das Blatt weiter. Seit die Türkei 1974 den Norden des Landes besetzt hat, sei die Insel de facto zweigeteilt. Laut den Vereinten Nationen seien die Gespräche in einer „bedeutenden Phase“ (mehr hier).
Zypern erhofft sich von den Gasreserven die Rettung aus der Finanzmisere: Erst kürzlich hatte die Regierung angekündigt, dass sie wegen der Russland-Krise Probleme haben dürfte, die von der EU vorgegebenen Sparziele zu erreichen (mehr hier).