Unternehmen

Das größte Problem Frankreichs: Jugend ohne Zukunft

Die aktuellen April-Zahlen zeigen: Die Jugendarbeitslosigkeit steigt in Frankreich wieder. Die Regierung reagiert hilflos. Die Lage auf dem französischen Arbeitsmarkt verschlechtert sich zusehends. Die politische Instabilität wird zur Gefahr für die französische Gesellschaft - und die EU.
31.05.2014 02:56
Lesezeit: 2 min

Laut den aktuellen veröffentlichten offiziellen Arbeitslosenzahlen (ein erster Bericht darüber mit ausführlichen Hintergründen hier) waren Ende April rund 534.000 Jugendliche in Frankreich arbeitslos. Das sind 0,2 % mehr als im März. Damit bleibt die Arbeitslosenquote bei jungen Männern und Frauen unter 25 Jahren auf einem hohen Niveau von knapp 24%. Diese Quote ist damit zwar einerseits erheblich kleiner als in den Euro-Krisenländern Griechenland oder Spanien, wo sie bei über 50% liegt. Sie ist aber andererseits erheblich größer als in Deutschland, hier sind 7,8% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeitslos.

Ob der leichte Anstieg der französischen Jugendarbeitslosigkeit tatsächlich eine Trendwende zum Schlechten bedeutet, müssen die nächsten Monate zeigen. Im Vergleich mit der Situation ein Jahr zuvor, also mit April 2013, kann man immerhin noch eine leichte Verbesserung feststellen. Damals waren 555.000 Jugendliche arbeitslos, also 21.000 mehr als heute. Im Vergleich mit dem Jahr 2011 wiederum, also dem letzten Jahr vor Hollande, sind die heutigen Zahlen dagegen höher.

Bereits seit letzten Oktober können die französischen Statistiker kaum noch Fortschritte in Sachen Jugendarbeitslosigkeit vermelden. Das ist umso erstaunlicher, als doch François Hollande nach seiner Wahl zum Präsidenten zahlreiche Maßnahmen gegen die grassierende Jugendarbeitslosigkeit im Lande einleitete.

So beschloss die französische Regierung eine „Garantie jeunes“ nach dem Prinzip Fördern und Fordern für bis zu 100.000 Jugendliche. Die Jugendlichen schließen eine Eingliederungsvereinbarung und werden dafür von Sozialdiensten und Arbeitsverwaltungen besser bei der Arbeitssuche unterstützt.

So investierte die französische Regierung 2,3 Milliarden Euro in eine staatliche Anschubfinanzierung. Arbeitgeber, die eine neue Stelle für einen jungen Arbeitnehmer schaffen, können dadurch in den ersten drei Beschäftigungsjahren Dreiviertel des Bruttogehalts ihres neuen Mitarbeiters als Zuschuss erhalten. Durch das Programm sollten 2013 bis zu 100.000 neue Stellen für Jugendliche geschaffen werden und 2014 weitere 50.000.

Aber nach kurzlebigen Anfangserfolgen ebbten die staatlichen Maßnahmen schnell wieder ab. Einen wichtiger Faktor spielt dabei die allgemeine Verschlechterung auf dem französischen Arbeitsmarkt, die sich 2014 fortsetzt. Die Misere mindert natürlich insbesondere die Jobaussichten arbeitsloser Jugendlicher. Nachdem also die Gelder aus den Maßnahmen weitgehend verteilt sind, steigt wieder die Jugendarbeitslosigkeit.

Bemerkenswert ist übrigens, dass in Frankreich (genauso wie in Deutschland) männliche Jugendliche und junge Männer von Arbeitslosigkeit etwas stärker betroffen sind als Mädchen und junge Frauen. Ein Grund dafür mag die höhere Neigung von Mädchen sein, ein Studium zu beginnen. So stehen in Frankreich 286.000 männlichen jungen Arbeitslosen nur 248.000 weibliche gegenüber. Die staatlichen Fördermaßnahmen scheinen diese Unterschiede eher verstärkt als ausgeglichen zu haben. Der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit gegenüber April 2013 fällt bei Frauen auf jeden Fall deutlicher aus als bei Männern: -5,3% bei Frauen gegenüber -2,5% bei Männern.

Ein weiteres Problem Frankreichs sind seine Überseedepartements wie etwa die Karibikinsel Martinique. Die dortigen Arbeitslosen werden erst am Ende der offiziellen Berichte ausgewiesen und müssen darum eigentlich zu den bisher genannten 534.000 Jugendlichen hinzugezählt werden. Aber vielleicht lässt man das auch lieber bleiben, denn Martinique z.B. (wo auch mit Euro bezahlt wird) gehört zu den zehn Regionen der Europäischen Union mit der höchsten Jugendarbeitslosigkeit. Sie beträgt dort über 60%.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.