Die Zinsen für französische zehnjährige Staatsanleihen sind seit Jahresbeginn um ein Prozent gesunken. Nachdem die Zinsen noch Ende vergangenen Jahres mit den Staatsanleihen von angeschlagenen Peripherieländer vergleichbar waren, haben sich die Finanzierungskosten für Frankreich wieder normalisiert: „Frankreich hat sich auffallend gut entwickelt, besonders in letzter Zeit“, sagte Michelle Bradley von der Credti Suisse der FT.
Auffällig ist, dass die Rendite für französische Staatsanleihen sinkt, obwohl die Staatsverschuldung auf über 1,3 Billionen Euro gestiegen ist. Im kommenden Jahr wird erwartet, dass die Staatsverschuldung mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreichen wird. Auch künftig wird die Staatsverschuldung wohl nicht bedeutend sinken nachdem François Hollande die Präsidentschaftswahlen mit einem Wahlkampf gegen Sparmaßnahmen gewonnen hat.
Dass es für Frankreich dennoch billiger wird, sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen, liegt vor allem daran, dass französische Banken Anleihen des eigenen Landes kaufen: „Die meisten institutionellen Investoren ziehen es vor, in diesen Zeiten in das eigene Land zu investieren“, sagt eine Vermögensverwalterin. Vor allem die Billion Euro, die die EZB mit ihren Tendern in den Markt gepumpt hat, verstärken diese Entwicklung.
Obwohl sich die Investoren der Probleme des französischen Staatshaushaltes bewusst sind, investieren sie auch in französische Anleihen, weil ihnen die Renditen stabilerer Euroländer zu niedrig sind. Für Deutschland beispielsweise müssen die Anleger für kurzfristige Anleihen immer höhere Negativzinsen bezahlen (mehr hier). Bei einem verhältnismäßig geringen Ausfallrisiko bekommen sie bei französischen Anleihen noch attraktive Zinsen geboten.