Unternehmen

123 Millionen Menschen in Armut: Das Ende der Zivilisation in Europa

Lesezeit: 2 min
04.06.2014 01:48
Wegen der Schuldenkrise können die Euro-Staaten ihre sozialen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. 123 Millionen Menschen sind Opfer der Armut, darunter 800.000 Kinder. Sie sind die ersten Opfer einer verantwortungslosen Politik, die den Machterhalt über den Gesellschaftsvertrag gestellt hat. Gewerkschaften warnen: Es geht weiter abwärts.
123 Millionen Menschen in Armut: Das Ende der Zivilisation in Europa

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Sparpolitik zur Bewältigung der Schuldenkrise hat durch Langzeitarbeitslosigkeit, Niedriglöhne und Steuererhöhungen zu grassierender Armut in Europa geführt. Weil dazu die sozialen Sicherungssysteme immer weiter abgebaut wurden,  ist inzwischen jeder vierte Europäer arm, besonders betroffen sind sozial Schwache und Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Arbeitsorganisation ILO in ihrem aktuellen Bericht zur Sozialen Sicherung.

Allein 800.000 Kinder seien in den vergangenen fünf Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 verarmt. Insgesamt fallen nun 123 Millionen Menschen in der EU unter die offizielle Armutsschwelle. Die ILO warnt, dass die Zahl in den nächsten zehn Jahren noch um 15 bis 25 Millionen steigen werde, wenn die EU keine anderen Mittel gegen die Krise als einen radikalen Sozialabbau findet.

Die Errungenschaften des europäischen Sozialmodells, das die Armut nach dem zweiten Weltkrieg dramatisch verringerte und den Wohlstand förderte, wurde durch die kurzfristigen Anpassungsreformen untergraben, so der Bericht.

Europas Haushaltspolitik ziele demnach unverhältnismäßig stark auf den Ausgleich der Staatshaushalte ab. Wegen der hohen Schulden bleiben jene auf der Strecke, für die die Staatshaushalte eigentlich da sind: die Bürger und im besonderen die sozial Bedürftigen.

Eine Strategie, die sich laut ILO zur Krisenbewältigung als völlig falsch erwiesen hat, da durch die Schuldenverringerung weder Wirtschaftswachstum noch Arbeitsplätze geschaffen würden.

Stattdessen empfiehlt die Organisation, auch aus wirtschaftlicher Sicht die sozialen Sicherungssysteme zu stärken: Soziale Absicherung verringert nicht nur Armut, sondern regt auch das Wirtschaftswachstum an - indem sie die Gesundheit der Schwachen verbessert, zu mehr Produktivität anregt und am Ende die Binnennachfrage stärkt.

Doch die drückende Schuldenlast lässt den Staaten keine Spielräume mehr zu. Zins und Zinseszins zerstören jene Werte von Solidarität und Wohlfahrt, die Europa so lebenswert gemacht haben. Die Zivilisation des Alten Kontinents steht auf der Kippe.

***

In seinem neuen Buch analysiert DWN-Herausgeber Michael Maier die aktuelle Entwicklung der Armut auf der Welt, insbesondere in Europa. Er kommt zu dem Ergebnis, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Lage eskaliert: In einem sich verschärfenden Verteilungskampf werde es zwangsläufig zu einem erbitterten Konflikt der Generationen kommen.

Michael Maier, Die Plünderung der Welt. Wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen.

Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich. Beim Verlag kann es hier bestellt werden.

Das Buch ist auch bei Amazon erhältlich - hier.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...