Am Eröffnungstag der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien müssen sich Fans aus aller Welt auf Verzögerungen bei ihrer Anreise einstellen. In Rio de Janeiro rief eine Gewerkschaft das Bodenpersonal an drei großen Flughäfen auf, die Arbeit am Donnerstag für 24 Stunden niederzulegen. Es blieb zunächst unklar, wie viele Mitarbeiter sich dem Streik anschließen. Die nationale Gewerkschaft der Flughafenmitarbeiter SNA distanzierte sich von dem Aufruf der kommunalen Arbeitnehmervertretung SIMARJ. Diese fordert mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und Bonuszahlungen wegen der Fußball-WM.
In Sao Paulo konnte dagegen wenige Stunden vor dem heiß ersehnten Anpfiff des WM-Eröffnungsspiels von Brasilien gegen Kroatien (22.00 Uhr MESZ) ein weiterer Streik der U-Bahnfahrer abgewendet werden. Die dortige Gewerkschaft entschied sich am Mittwochabend, ihren Ausstand vorerst nicht fortzusetzen und das Angebot für ein Gehaltsplus von knapp neun Prozent wohlwollend zu prüfen. Gleichwohl stellen sich die Behörden in Sao Paulo auf Proteste und Straßenblockaden rund um das erst kürzlich fertiggestellte WM-Stadion ein, das mit Baukosten von 525 Millionen Dollar ein Symbol für die Ausgabenexplosion rund um das sportliche Großereignis geworden ist.
Die WM in Brasilien ist die teuerste in der Geschichte des Fußballweltverbands Fifa. Das Schwellenland lässt sich das Ereignis umgerechnet mehr als acht Milliarden Euro kosten. Viele Bürger sind der Ansicht, dass die Regierung das Geld lieber für Gesundheit und Bildung hätte ausgeben sollen. Der Unmut war bereits im vergangenen Jahr in Massenprotesten und teilweise heftigen Straßenschlachten eskaliert.
Die brasilianische Regierung setzt darauf, dass mit dem WM-Anpfiff und möglichst vielen Erfolgen der Mannschaft rund um den 22-jährigen Torjäger Neymar die Fußballbegeisterung Kritiker verstummen lässt. "Was ich mehr und mehr sehe, ist das Willkommenheißen der Teams und die Freude der brasilianischen Bevölkerung über unsere Mannschaft", sagte Präsidentin Dilma Rousseff am Mittwoch. Die Präsidentin stellt sich im Oktober zur Wiederwahl und hofft auf einen WM-Bonus. Sollte die brasilianische Mannschaft dagegen schlechter abschneiden als erwartet, könnte dies auch Rousseffs Pläne für eine zweite Amtszeit zunichtemachen.
Fifa-Präsident Sepp Blatter will trotz zunehmender Korruptionsvorwürfe für eine weitere Amtszeit kandidieren. "Meine Mission ist noch nicht beendet", sagte der 78-Jährige am Mittwoch auf dem Fifa-Jahreskongress in Sao Paulo. Der Schweizer hatte eigentlich erklärt, nach 16 Jahren an der Spitze des Weltfußballverbandes nicht noch einmal antreten zu wollen. Einen Amtsverzicht forderten in dieser Woche auch europäische Verbände. Blatter hat jedoch so viel Rückhalt unter den Delegierten, dass er seinen Wunsch durchsetzen kann. Eine weitere Amtszeit würde bis 2019 dauern.
Der Fifa sieht sich massiven Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Besondere Kritik gibt es an der Entscheidung, die WM 2022 in Katar auszutragen. Fifa-Anwalt Michael Garcia, der seit fast zwei Jahren Korruptionsvorwürfe untersucht, erklärte, er werde bei seinen Ermittlungen nichts unversucht lassen. Garcia wird seinen Abschlussbericht in etwa sechs Wochen an den deutschen Richter Hans-Joachim Eckert übermitteln, der die rechtsprechende Kammer der Fifa-Ethikkommission leitet. Sollte sich der Korruptionsverdacht gegen Katar bestätigen, könnte das Emirat die WM verlieren. Denkbar wäre auch eine neue Abstimmung