Unternehmen

Bundesregierung traut Russland nicht und plant nationale Erdgas-Reserve

Die Bundesregierung erwägt aufgrund der Ukraine-Krise eine nationale Erdgas-Reserve. So soll auch künftig die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Bayerns Wirtschaftsministerin Aigner will dazu einen Antrag in den Bundesrat einbringen. Die Gas-Reserve könnte die deutschen Haushalte bis zu 40 Euro mehr pro Jahr kosten.
13.06.2014 12:02
Lesezeit: 1 min

Für die Bundesregierung ist die Schaffung einer nationalen Erdgasreserve offenbar eine Möglichkeit, um in Deutschland mehr Sicherheit bei der Energieversorgung zu schaffen. „Bei den aktuellen Überlegungen wird keine Option ausgeschlossen“, erklärte am Freitag das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage. Das Haus von Minister Sigmar Gabriel (SPD) reagierte damit auf Bayerns Ankündigung, im Bundesrat einen solchen Vorschlag auf den Tisch zu legen.

„Wir müssen dafür sorgen, dass die Abhängigkeit von Russland nicht noch größer wird“, begründete die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in der Rheinischen Post die Initiative. Die nationale Erdgasreserve sollte den Verbrauch von 45 Tagen abdecken und damit rund zehn Milliarden Kubikmeter Gas umfassen.

Aigner kündigte laut einem Vorabbericht der FAZ an, an diesem Freitag einen entsprechenden Antrag in den Bundesrat einzubringen. Ziel sei es, die deutsche Gasversorgung für mindestens 45 Tage durch Reserven zu sichern. Vorbild sei die nach der Ölkrise vor 40 Jahren geschaffene strategische Ölreserve.

„Der aktuelle Konflikt in der Ukraine zeigt, dass Versorgungssicherheit mit Erdgas kein Selbstläufer ist“, sagte die CSU-Politikerin. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Schätzungen der Energiewirtschaft, die Gasreserve könnte je nach Verbrauch für einen Vier-Personen-Haushalt zu Mehrkosten von 15 bis 40 Euro im Jahr führen.

Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte allerdings auch Vorbehalte. Bislang habe man gute Erfahrungen mit der Gas- Speicherung durch die Erdgasunternehmen gemacht, erläuterte es. Allerdings werde über die Rolle dieser Erdgasspeicher in der Verantwortung der Industrie diskutiert. „Dabei spielt auch eine Rolle, dass Speicher nach dem Dritten Binnenmarktpaket nicht nur für die Sicherung der Gasversorgung sondern auch für kurzfristige Handelsgeschäfte genutzt werden.“

Deutschland verfügt über die weltweit viertgrößten Speicherkapazitäten für Gas. Sie belaufen sich auf 21 Milliarden Kubikmeter und würden theoretisch für rund in Fünftel des deutschen Jahresbedarfs ausreichen. „Die Gasspeicher in Deutschland sind für diese Jahreszeit gut gefüllt“, unterstrich das Ministerium.

„Das Bundeswirtschaftsministerium beobachtet die aktuellen Entwicklungen jedoch sehr genau“, hieß es. Man stehe in Kontakt mit der Bundesnetzagentur und anderen Beteiligten. Dabei würden Möglichkeiten erörtert, die zur weiteren Gewährleistung der Versorgungssicherheit gegebenenfalls erforderlich sein könnten.

Über die Sicherheit der deutschen Versorgung mit Gas wird seit der Ukraine-Krise und dem dadurch ausgelösten tiefgehenden Streit mit Russland wieder intensiver diskutiert. Russland ist mit rund einem Drittel ein maßgeblicher Gaslieferant für das Land. Aigner wies aber darauf hin, dass Russland bislang auch in schwierigen Zeiten immer verlässlich geliefert habe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

 

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...