Die ukrainische Regierung will mit Vergeltungsaktionen auf den Abschuss eines Armeeflugzeuges durch Separatisten reagieren. Dabei waren am frühen Samstagmorgen 49 ukrainische Soldaten getötet worden.
„Alle an dem zynischen Terror-Akt beispiellosen Ausmaßes Beteiligten müssen bestraft werden“, erklärte Präsident Petro Poroschenko nach Beratungen mit seinen wichtigsten Militärberatern. Die Aufständischen hatten die Maschine in der Nacht beim Landanflug auf Luhansk abgeschossen. Es ist der schwerste Schlag gegen die Armee seit dem Beginn ihrer Offensive gegen die Rebellen im Osten des Landes (mehr hier).
Der Truppentransporter sei um 1.10 Uhr (Ortszeit) von einer Flugabwehrrakete getroffen worden, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mit. An Bord hätten sich 40 Fallschirmjäger und neun Besatzungsmitglieder befunden. Das Verteidigungsministerium erklärte, es sei auch ein großkalibriges Maschinengewehr eingesetzt worden. Die Maschine vom Typ Iljuschin IL-76 habe auch Nachschub-Material transportiert.
Luhansk in der gleichnamigen, an Russland grenzenden Region ist einer der Brennpunkte des Konflikts im Osten der Ukraine. Die Separatisten versuchen seit April, die Region von der Ukraine abzuspalten. Regierungstruppen kontrollieren zwar den Flughafen von Luhansk. In der Stadt selbst kam es aber lokalen Medien zufolge am Samstag zu Kämpfen.
Die Regierung in Kiew wirft Russland vor, die Separatisten heimlich mit Waffen zu unterstützen. Russland hat dies wiederholt zurückgewiesen. Auch eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte am Freitag, in den vergangenen Tagen seien sogar russische Panzer und Raketenwerfer über die Grenze geliefert worden. Sollte Russland nicht zur Entspannung der Lage beitragen, werde dies „zusätzliche Kosten nach sich ziehen“, drohte das US-Außenministerium. Die Nato veröffentlichte am Samstag Satelliten-Aufnahmen einer Privatfirma von der Grenzregion, auf denen Panzer zu sehen sein sollen. Die Aufnahmen „werfen wichtige Fragen bezüglich der Rolle Russlands bei der Förderung der Instabilität in der Ost-Ukraine auf“, sagte ein Vertreter der Allianz.
Verschärfen könnte sich die Lage zudem durch den nach wie vor ungelösten Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine, die noch offene Rechnungen von 1,95 Milliarden Dollar begleichen soll. Am Montag läuft die Frist für eine Einigung aus. Gelingt diese nicht, will Gazprom nur noch gegen Vorkasse liefern. Es drohen Versorgungsengpässe, die auch zu Problemen in der EU führen könnten, die einen großen Teil ihres Erdgases aus Russland über Pipelines in der Ukraine bezieht. Kiew lehnt vor wenigen Tagen das neue Preis-Angebot für russisches Gas ab. Russland hatte zuvor einen Preisnachlass von 100 Dollar angeboten (hier).
Allerdings signalisierte Gazprom Gesprächsbereitschaft. „Wir sind bereit, einen Kompromiss zu suchen“, sagte ein Sprecher des russischen Staatskonzerns. Das Unternehmen bereite sich auf eine weitere Gesprächsrunde in Kiew vor. Im Umfeld der ukrainischen Regierung hieß es, noch am Samstag würden Delegationen der EU und Russlands in der ukrainischen Hauptstadt erwartet.