Politik

JPMorgan-Chef Dimon an Krebs erkrankt

JPMorgan-Chef Jamie Dimon ist an Kehlkopfkrebs erkrankt. Zurückziehen will sich der Top-Manager jedoch nicht. Die Ungewissheit über die gesundheitliche Zukunft des 58-Jährigen macht erste Investoren bereits nervös.
02.07.2014 13:04
Lesezeit: 2 min

Jamie Dimon machte die Diagnose in der Nacht zum Mittwoch persönlich in einem Memo an die Mitarbeiter öffentlich. Die Krankheit sei in einem frühen Stadium erkannt worden. Ihm zufolge habe sich der Krebs noch nicht im Körper ausgebreitet und sei heilbar.

„Ich fühle mich sehr gut und werde Sie wissen lassen, wenn sich mein Gesundheitszustand ändert, kündigte der einflussreichste Banker der USA an. Während der geplanten etwa achtwöchigen Strahlen- und Chemotherapie werde er seine Dienstreisen zwar einschränken müssen, aber weiter aktiv im Tagesgeschäft mitmischen.

Dimon gilt als passionierter Sportler, der mehrmals die Woche joggt oder Tennis spielt, und nie geraucht hat. Vor etwa zwei Wochen habe sich der Manager nicht gut gefühlt und deshalb von Ärzten ausgiebig durchchecken lassen, berichtete ein Vertrauter. Dabei sei der Krebs entdeckt worden.

Dimon ist seit rund acht Jahren Chef von JP Morgan, einen offensichtlichen Kronprinzen gibt es nicht. Der langjährige Konzernlenker, der mit seiner deutlichen Kritik an vielen Regulierungsideen schon häufiger in der Politik angeeckt ist, hat den Branchenprimus vergleichsweise erfolgreich durch die Finanzkrise gesteuert. Von den Milliardengewinnen, die das Institut regelmäßig abliefert, können viele Konkurrenten nur träumen. Sogar einen Handelsverlust von mehr als sechs Milliarden Dollar konnte das Institut 2012 aus eigener Kraft ausbügeln. Image-Kratzer hinterließen zuletzt allerdings etliche Rechtsstreitigkeiten. Den Dauerclinch mit der US-Regierung über fragwürdige Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise legte JP Morgan im vergangenen Jahr mit einer Rekordstrafe von 13 Milliarden Dollar bei (mehr hier).

Patienten mit Kehlkopfkrebs haben Studien zufolge zwar recht gute Heilungschancen, wenn die Krankheit früh erkannt wird. Doch die Ungewissheit über die weitere Entwicklung bei Dimon macht die ersten Investoren von JP Morgan bereits nervös. Die Aktie gab außerbörslich nach - das weckt Erinnerungen an Apple, als vor einigen Jahren die Krebserkrankung des inzwischen verstorbenen Gründers Steve Jobs offiziell bekannt wurde. Damals entbrannte eine Debatte darüber, ob der Schutz der Privatsphäre stärker wiegt als das Informationsrecht der Anleger bei einem börsennotierten Konzern.

Einer der Hauptgründe, warum ich hier Aktionär bin, ist Jamie Dimon, erklärte etwa Michael Holland vom gleichnamigen Vermögensverwalter mit Blick auf JP Morgan. Was die Zahlen und seine Erfolgsbilanz angeht, ist er in der Finanzbranche einer der besten Vorstandschefs unserer Generation.“(mehr hier).

Dimon wollte in Kürze eigentlich nach Europa fliegen, wo er die Regierungschefs der Euro-Krisenländer Griechenland und Italien treffen sollte. Auch Besuche in Deutschland, Spanien und Großbritannien standen auf der Agenda. All dies wurde nun gestrichen, damit sich Dimon seiner Krebstherapie im renommierten New Yorker Memorial Sloan Kettering Hospital unterziehen kann.

Zu potenziellen Nachfolgern für Dimon hielt sich die Bank in den vergangenen Jahren stets bedeckt. Mit die besten Chancen haben Finanzkreisen zufolge Chef-Investmentbanker Daniel Pinto und der für das operative Geschäft zuständige Top-Manager Matthew Zames. Allerdings dürfte es jeder schwer haben. Der Dimon-Bonus in der Bewertung der Aktie liege aktuell bei etwa fünf Prozent, rechnete Matt McCormick, Portfoliomanager bei Bahl & Gaynor Investment Counsel, vor. Ich denke, er treibt die Nachfolgepläne jetzt etwas schneller voran, selbst wenn seine Prognose gut ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...