Technologie

Die Hochleistungs-Batterien der Zukunft laufen mit „geschmolzener Luft“

Lesezeit: 2 min
04.12.2014 12:29
Wissenschaftler in den USA haben hocheffiziente Batterie aus Luft und geschmolzenen Elektrolyten hergestellt. Sie soll leistungsstärker, haltbarer und kosteneffizienter als die bisherigen Produkte sein. Anwendung könnte die Batterie vor allem in der Autoindustrie finden.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bislang gelten Elektrofahrzeuge vor allem aufgrund ihrer geringen Reichweite als unattraktiv. Dank jüngster Forschungsergebnisse könnte sich das künftig ändern. Ein Team der George Washington University hat eine neue Hochleistungs-Batterie entwickelt. Diese könnte eine interessante Alternative für die üblichen Batterien in den Fahrzeugen darstellen. Allerdings benötigen sie bislang sehr hohe Temperaturen, um zu funktionieren.

Das Team um Forschungsleiter Stuart Licht bezeichnet seine Innovation als „molten air battery“. Diese neuen aufladbaren Batterien basieren auf geschmolzenen Elektrolyten, Luft-Sauerstoff und speziellen „Multi-Elektron-Elektroden“, welche aktuell die höchste Energiedichte ermöglichen. Das Ergebnis: „Dank ihrer Energiedichte, Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit könnten sie konventionelle Elektroautobatterien ersetzen“, zitiert das Fachportal phys.org den Studienleiter.

Die Forscher experimentierten mit Eisen, Kohlenstoff oder Vanadiumborid und untersuchten sie auf ihre Fähigkeit, mehrere Elektronen zu übertragen. Ihre Batterien waren schließlich in der Lage, drei, vier und elf Elektronen pro Molekül zu speichern. Sie besaßen also die 20 bis 50-fache Speicherkapazität eines herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus (mehr hier). Sie kann nur ein Elektron pro Lithium-Molekül speichern. Nach Einschätzung von Licht sei damit eine völlig „neue Klasse“ von Batterien entstanden.

Licht und sein Team haben bereits andere Batterien dieser Art gearbeitet. Auch sie hatten hohe Speicherkapazitäten, daneben aber einen gravierenden Nachteil: Sie waren nicht wiederaufladbar. Produkte, die es waren, verfügten jedoch nur über geringe Speicherkapazitäten. Die jüngste Batterien-Generation vereint nun das Beste aus beiden Welten: Eine Kombination aus hoher Speicherkapazität und Reversibilität.

Das Funktions-Prinzip der neuen Batterie ergibt sich übrigens bereits aus dem Namen: Luft dient als eine der Batterieelektroden, einfaches Nickel oder Eisen als die andere. „Geschmolzen“ bezieht sich auf die Elektrolyte, die mit Reagenzien von Eisen-, Kohlenstoff- oder Vanadium-Borid gemischt und erhitzt werden, bis sie flüssig sind. Der flüssige Elektrolyt bedeckt die Metallelektrode und ist auch der Luftelektrode ausgesetzt. Die Batterien sind durch elektro-chemische Wiedereinsetzung in der Lage, eine hohe Anzahl von Elektronen aufzuladen. Die wiederaufladbaren Batterien nutzen den Sauerstoff direkt aus der Luft. Das sorgt für eine hohe Batterie-Kapazität. Die geschmolzenen Elektrolyte machen die Aufladung möglich, so Licht.

Der bisherige Haken: Die Elektrolyte werden bei extrem hohen Temperaturen geschmolzen. Sie benötigen zwischen 700 und 800 Grad Celsius. Dieser Umstand könnte zu einer Herausforderung in Bezug auf einen Einsatz in der Fahrzeugindustrie werden. Doch genau an diesem Punkt setzt nun die weitere Forschung an. Bislang ist es schon gelungen, eine Schmelze bei 600 Grad und weniger herbeizuführen.

Auch in Israel gibt es Bemühungen auf diesem Gebiet. Eine neue Aluminium-Luft-Batterie von Phinergy und Alcoa soll dafür sorgen, dass Elektroautos eine Reichweite von bis zu 1.600 Kilometern erreichen können. Mit prognostizierten 20 bis 30 Jahren Laufzeit schlägt diese Neuerung somit alle bisherigen Batterien um Längen. Der Nachteil: Fahrzeuginhaber können die Batterie nicht selber aufladen (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nach vier Jahren: Castor-Transport erreicht Deutschland
20.11.2024

Nach vier Jahren hat erstmals wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus dem Ausland Deutschland durchquert. Der Zug,...