Unternehmen

Europas Banken nervös: Espírito Santo-Gläubiger werden komplett rasiert

Die insolvente Espírito Santo International will ihre Groß-Gläubiger in keiner Weise entschädigen. Die Banken hätten gewusst, dass sie ein riskantes Investment halten. In Europas Bank-Etagen wird man unruhig. EU-Kommissionspräsident musste bereits eine erste Beruhigung aussprechen. Es besteht Ansteckungsgefahr.
22.07.2014 00:06
Lesezeit: 1 min

Die Garantie, dass alles in Ordnung sei, ist meist eine Warnung: Wenn Politiker die Sicherheit der Spareinlagen garantieren, sind diese meist gefährdet. So war es bei der legendären Merkel/Steinbrück-Garantie am Höhepunkt der Finanzkrise (im Detail nachzulesen hier).

So war es vor wenigen Wochen in Bulgarien: Die Zentralbank sagte, alles sei unter Kontrolle - wenige Tage später war die Bank, die die Zentralbank kontrollierte, pleite (hier).

Nun sind die internationalen Banken nervös: EU-Kommissionspräsident und U-Boot-Experte José Manuel Barroso sagt: Die Krise um die portugiesische Banco Espírito Santo (BES) stellt kein Risiko für das europäische Bankensystem dar. Derartige Sorgen gebe es überhaupt nicht, sagte Barroso am Montag in Rio de Janeiro. Finanzprobleme der Bankiersfamilie Espírito Santo, zu deren Firmengeflecht auch die Bank gehört, haben auch das größte börsennotierte portugiesische Geldhaus in Schwierigkeiten gebracht. Die in Luxemburg ansässige Holding Espírito Santo International (ESI) hat Gläubigerschutz beantragt. Indirekt hält ESI 20,1 Prozent an der BES.

Tatsächlich haben die Bank allen Grund zur Sorge.

Denn die Banco Espírito Santo hat mitgeteilt, dass institutionelle Anteilseigner ihrer Pleite-Mutter nicht entschädigt werden.

Das Vorgehen erinnert an die Hypo Alpe Adria: Auch dort hat der österreichische Staat einfach rückwirkend ein Gesetz gemacht, dass die internationalen Investoren enteignet.

Die portugiesische Skandal-Bank Espírito Santo hat nun angekündigt, allen Privatkunden, die in Papiere der Bank und der Mutterholding Espirito Santo International SA investiert haben, Verluste vollständig zu ersetzen. Die Kursverluste der Privatanleger werden auf 255 Millionen Euro veranschlagt.

„Die Bank wird über das Geschäftsnetzwerk aktiv auf die Kunden zugehen“ die Schuldpapiere beider Institute gekauft haben, sagte die ESB dem Wall Street Journal. Demnach hatte die Espírito Santo Gruppe in den vergangenen Monaten verstärkt Anleihen an Bankkunden verkauft, um Geld einzusammeln. Die Espírito Santo Financial Group hat nach eigenen Angaben 700 Millionen Euro eigens zu dem Zweck beiseite gelegt, um sie den Privatkunden der Bank zurückzuzahlen.

Institutionelle Kunden, die rund 2 Milliarden Euro in Papiere der Espírito Santo International und seine Einrichtungen investiert haben, würden hingegen nicht entschädigt. Sie seien  in der Lage gewesen, das Risiko einzuschätzen, so die offizielle Begründung. Damit bleiben auch Großanleger wie die französische Credit Agricole auf den Schuldtiteln sitzen. Die Espirito Santo ist international sehr vernetzt, so dass sich ein Zahlungsausfall auf das gesamte europäische Bankensystem auswirkt.

Die Espirito Santo International musste Insolvenz anmelden, weil sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen kann. Inzwischen ermittelt auch die portugiesische Staatsanwaltschaft wegen Unregelmäßigkeiten gegen Espirito Santo (mehr dazu hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.