Unternehmen

EU-Schuldenstaaten wollen Sanktionen für neue Defizite nutzen

Die EU-Sanktionen gegen Russland gefährden die Einhaltung der EU-Haushaltsrichtlinien. Insbesondere Italien hat bereits gewarnt, die Einhaltung der Sanktionen sei nicht mit de Einhaltung der Defizit-Regeln zu vereinbaren. Auch Polen korrigiert seine Wachstumsprognose mit Bezug auf das Gemüse-Exportverbot.
02.08.2014 01:51
Lesezeit: 1 min

Mehrere EU-Länder machen die EU-Sanktionen für ein mögliches Verfehlen der Defizit-Grenzen verantwortlich. Bei einem Treffen der EU-Botschafter in der vergangenen Woche, riefen die südlichen Länder die EU-Kommission auf, die Ausfälle durch Sanktionen zu berücksichtigen, wenn sie bewerten, wie streng sie sich an die Defizit-und Schuldenregeln halten wollen.

Die EU-Kommission erwartet, dass die EU in diesem Jahr durch die Sanktionen 40 Milliarden Euro verliert.  Das macht rund 0,3 Prozent des  Brutto-Inland-Produktes aus. Im Jahr 2015 geht sie sogar von einem Verlust über  50 Milliarden Euro aus. Die Politiker gehen davon aus, dass Russland voraussichtlich mit eigenen Handelsverboten gegen EU-Ländern zurückschlagen wird.

Dies hat Sorge vor allem in den südlichen Mitgliedsstaaten ausgelöst. Insbesondere das Russland-freundliche Italien befürchtet, dass die Sanktionen gegen Russland das ohnehin schwächelnde Wirtschaftswachstum abwürgen und das Land in eine Rezession stürzen könnte, berichtet der EU-Observer.

Italien ist zusammen mit Frankreich seit längerem bemüht, die Defizit-Regeln der EU zu lockern. Mit einer Staatsschuldenquote von zuletzt 136 Prozent ist es nach Griechenland das zweithöchst verschuldete Land der Eurozone. Weil der Staat Rechnungen bei Unternehmern seit Monaten nicht mehr bezahlt, sprechen Experten bereits von einer Insolvenzverschleppung. Die EU hat bereits ein offizielles Verfahren gegen Italien eingeleitet (mehr hier).

Griechenland fürchtet vor allem das Ausbleiben seiner jährlich 1,4 Millionen russischen Touristen. Aber auch angedrohte russische Importverbote für griechisches Obst könnte das Wachstum gefährden. Für Zypern, wo zahlreiche russische Oligarchen aus Steuergründen ihr Vermögen parken, könnten die Sanktionen laut Außenminister Ioannis Kasoulides  gar "katastrophale Auswirkungen" haben.

Auch Polen macht die Sanktionen Russlands gegen polnisches Obst und Gemüse bereits vorsorglich für ein geringeres Wirtschaftswachstum verantwortlich. Am Ende des Jahres werde wegen der Strafen der Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt um 0,6 Prozentpunkte geringer sein, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Piechocinski der Zeitung Rzeczpospolita. Die Exporte nach Russland seien demnach bereits um sieben Prozent gesunken, die in die Ukraine um 26 bis 29 Prozent. Der Trend werde sich in der zweiten Jahreshälfte verstärken. Etwa ein Fünftel der Obst- und Gemüse-Exporte des Landes gehen nach Russland.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...