Unternehmen

Griechenland: Zigaretten-Schmuggel gerät wegen Krise außer Kontrolle

Während die griechische Tabakindustrie bedroht ist, wächst der illegale Zigaretten-Schmuggel im Land extrem schnell. Grund hierfür sind die enormen Steuern und die Finanzkrise. Das blühende Geschäft am Schwarzmarkt ist demzufolge nicht nur ein Problem der Tabakindustrie, sondern auch ein Risiko für die Staatseinnahmen.
03.09.2012 23:36
Lesezeit: 1 min

Der Verkauf von geschmuggelten Zigaretten in Griechenland ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen, zwischen Januar 2010 und Dezember 2011 um 3,5 Milliarden Euro. Das entspreche immerhin bereits 15 Prozent des legalen Marktes, so nach Spyros Flengas, der Chef des Verbandes der Hellenic Tobacco Industries, zur griechischen Zeitung Kathimerini. Der Zigarettenschmuggel sei außer Kontrolle geraten und bedrohe stark die Lebensfähigkeit der griechischen Tabakindustrie, warnt die griechische Tabakindustrie selbst.

Die nationale Tabakindustrie in Griechenland schätzt, dass der legale Markt im selben Zeitraum, in dem der Verkauf von geschmuggelten Zigaretten deutlich zugelegt hat, um 25 Prozent geschrumpft ist. In den ersten paar Monaten dieses Jahres wurde ein zusätzlicher Rückgang um 10 Prozent erreicht. Und das, trotzdem der Preis für teure legale Produkte durchschnittlich um 12,5 Prozent seit Dezember 2011 gefallen ist. Zuvor waren die Preise jedoch innerhalb von nur zwölf Monaten von 3,20 Euro pro Packung auf 4 Euro angestiegen. Entsprechend der schlechten wirtschaftlichen Lage der griechischen Tabakindustrie, beliefen sich auch die Staatseinnahmen aus der Besteuerung der Zigaretten lediglich auf 3,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Nichts desto trotz ist aber die hohe Steuer auch einer der Gründe für den Boom der geschmuggelten Ware. Rund 84 Prozent des Preises machen die besondere Verbrauchssteuer und die Mehrwertsteuer aus. Eine der höchsten Raten in der EU, wo der durchschnittliche Steuersatz bei 75 Prozent liegt. Eine andere Ursache für den Rückgang im Kauf der legalen Tabakprodukte liegt in der finanziellen Situation des Landes. Die Finanzkrise hat viele Griechen mit niedrigeren Löhnen und Renten konfrontiert, von Arbeitslosigkeit und weiteren Steuererhebungen ganz zu schweigen. Vor dem Ausbruch der Krise in Griechenland nahmen die geschmuggelten Zigaretten lediglich einen Marktanteil von knapp 3 Prozent des Umsatzes ein. Die legal verkauften Produkte waren relativ billig. Doch die aufgrund der Krise gestiegenen Preise und die schlechte finanzielle Situation vieler Griechen bereiteten den Weg für die Schmuggelware.

Um die durch den Zigaretten-Schwarzmarkt gesunken Steuereinnahmen wieder zu erhöhen und der heimischen Tabakindustrie zu helfen, bietet das Tabakunternehmen Papastratatos beispielsweise nun an, Polizisten in speziellen Seminaren zu schulen. Zudem liefert das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für öffentliche Ordnung auch besondere Geräte, um illegalen Zigaretten-Ladungen zu finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...