Technologie

Britische Firma produziert flüssigen Öko-Treibstoff

Lesezeit: 2 min
21.08.2014 00:30
Bei diesem Prozess wird lediglich Wasser und Kohlenstoffdioxid verwendet und daraus Benzin synthetisiert. Das was also aktuell aus den meisten Autos als Abfall herauskommt, wollen die Wissenschaftler zukünftig als Antrieb nutzen. 2015 soll das erste Kraftwerk voll funktionsfähig sein.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Das Verfahren ist dabei denkbar einfach, zumindest das Prinzip. Die Umsetzung ist schon aufwändiger. Grundsätzlich wird CO2 aus der Luft genommen und Wasserstoff vom Wasser gespaltet. In der neuen Verbindung aus Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff entsteht Methan, das hierbei als Bio-Treibstoff produziert wird.

Hinter diesem Herstellungsprozess stecken die Wissenschaftler der Firma Air Fuel Synthesis (AFS). Sie geben zu: „Für manche Leute klingt das zu schön um wahr zu sein.“ Dennoch arbeiten dort erfahrene Forscher, Ingenieure und Geschäftsleute daran, dass die Idee eine kommerzielle Anwendung findet und weit verbreitet wird.

Das ganze Projekt begann vor rund zwei Jahren. Damals waren die Chemiker gerade einmal in der Lage innerhalb von etwa acht Wochen knapp fünf Liter Benzin herzustellen. Aber es ging anfangs auch nur darum die Theorie in die Praxis umzusetzen. Der Versuch ist geglückt und das Projekt konnte weiterentwickelt werden. Vor allem gab es dank den Anfangserfolgen auch zahlreiche Geldgeber, die den nächsten Schritt ermöglichten.

Dieser besteht darin ein Kraftwerk zu bauen, das in der Lage sein soll, jährlich 1,2 Millionen Liter Bio-Treibstoff herzustellen. Die Leistung soll danach weiter gesteigert werden. An der englischen Nordostküste im ländlichen Peterlee wird dieser Plan jetzt umgesetzt. Selbst beim Bau dieses Öko-Kraftwerks achtet AFS darauf, dass die Konstruktion „kohlenstoffneutral“ geschieht. Dazu wird als Energiequelle ausschließlich auf erneuerbare Energien gesetzt.

Insgesamt kostet das Projekt knapp 12 Millionen Pfund, also rund 15 Millionen Euro. Dabei wurden für den Bau 3,4 Millionen Euro veranschlagt und der Rest für die nächsten drei Jahre Laufzeit. Die Herstellung des Bio-Treibstoffs ist also in erster Linie gut für die Umwelt. Auf die ersten drei Jahre gerechnet kostet ein Liter des Benzins nämlich über vier Euro.

Sehr wahrscheinlich werden die Produktionskosten mit der Zeit senken. Professor Klaus Lackner von der Columbia Universität ist von dem Modell überzeugt: „Ich habe meine erste CD in den 1980er Jahren gekauft und sie kostete $20. Heute kann ich selber eine machen für weniger als 10 Cent. Die Kosten für eine Glühbirne sind um das 7.000-fache gefallen im letzten Jahrhundert.“

Das ist auch bei den fossilen Brennstoffen der Fall gewesen. So können heute ähnlich wie bei den Edelmetallen nur noch Rohstoffe abgebaut werden, wenn der Preis für das Endprodukt hoch genug ist. Die Stellen an denen günstig Erdöl gefördert werden kann, sind bereits erschlossen. Deshalb lohnen sich bestimmt kostenintensive Abbaumethoden nur abhängig vom Verkaufspreis. Diese Sorge wird AFS wohl kaum treffen. CO2 und Wasser sind reichlich vorhanden.

2015 soll das erste Kraftwerk voll funktionsfähig sein und seine Kunden bedienen können. Derzeit wird noch an dem Vertriebskanal gearbeitet, damit es auch ausreichend Abnehmer gibt für die Produkte von AFS. Vermutlich sollen weitere Produktionsstätten in England folgen.

Ziel ist es, das Konzept auch für die Autobranche nutzbar zu machen und gleichzeitig CO abzubauen. Die Auswirkungen können enorm sein. Allein bei dem Gedanken, wenn irgendwann die meisten Auto CO2 verbrauchen würden anstatt zu produzieren.

Im Jahr 2010 fuhren insgesamt erstmals eine Milliarde Automobile auf der Erde. Die Anzahl nimmt stetig zu. Einer Studie zufolge sollen2050 weltweit etwa 2,7 Milliarden Autos fahren. Der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß beträgt dabei mehrere Milliarden Tonnen. Genügend Treibstoff für dieses neue Konzept schwebt also auf jeden Fall in der Luft. Selbst wenn die Autos irgendwann umgerüstet werden und damit zu fahrbaren Recyclingmaschinen werden, wird die Industrie weiterhin für Kohlenstoffdioxid sorgen.

Bis diese Pläne umgesetzt werden, braucht es natürlich noch eine gewisse Zeit. Es gibt allerdings auch schon eine Studie von Air Fuel Systhesis mit einem Kraftwerk, das in der Lage ist 1.000 Tonnen Bio-Treibstoff pro Tag herzustellen. Die benötigte Energieleistung dafür soll 3.000 MW betragen und natürlich aus erneuerbaren Energien stammen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...