Politik

Russische Energie wird wichtiger: Belgien schaltet drei Atomkraftwerke ab

Belgien muss drei seiner Atom-Reaktoren abschalten. In einem Fall gehen die Behörden von Sabotage aus, in zwei weiteren Kraftwerken wurden Haarrisse entdeckt. Durch die Abschaltungen könnte ein Viertel der belgischen Stromversorgung dauerhaft wegfallen. Damit wird die EU noch abhängiger von Energie-Lieferungen aus Russland.
24.08.2014 00:26
Lesezeit: 1 min

Die belgischen Behörden haben wegen Sicherheitsbedenken drei der landesweit sieben Atomreaktoren längerfristig abgeschaltet. In Doel bei Antwerpen ist die Dampfturbine eines Reaktors heißgelaufen und ausgefallen, weil Öl ausgelaufen ist. Als Ursache wird Sabotage durch einen Mitarbeiter vermutet, der ein Ventil offen gelassen haben soll, die Staatsanwaltschaft ermittelt. In zwei weiteren Reaktoren wurden Haarrisse in Behältern gefunden. Die Reaktoren könnten für immer abgeschaltet bleiben, denn sollten sich die Risse ausdehnen könnte Wasser austreten.

Zwei weitere Blöcke sind in Doel bereits abgeschaltet, weil im November 2012 bei einer Routineinspektion mit Ultraschall tausende von Rissen in den Reaktordruckbehältern entdeckt worden waren. Zunächst waren die Anlagen nach einer Prüfung im Juni 2013 wieder hochgefahren worden, dann wurden sie im März 2014 wieder abgeschaltet, weil die belgischen Behörden nicht sicher waren, dass die Behälter mechanisch wirklich noch belastbar sind.

Die Hälfte des belgischen Strombedarfs wird mit Atomkraft gedeckt. Die belgische Energiestaatssekretärin räumte daher explizit das Risiko von Stromengpässen im kommenden Winter ein, berichtet der ORF. Die Reaktorausfälle brächten Belgien in eine völlig unvorhersehbare Lage. Mit den Kraftwerken falle ein Viertel der nationalen Stromversorgung weg. Vor dem Parlament erklärte die Staatssekretärin, dem Energieengpass mit strategischen Reserven und Importen beikommen zu wollen. Für ländliche Gebiete werden bereits Notfallpläne verteilt für den Fall, dass Schleusen, Tankstellen-Pumpen und Bankomaten abgeschaltet würden.

Ausgerechnet die ältesten Reaktoren des Landes laufen noch. Eigentlich sollten sie im kommenden Jahr nach Ablauf der programmierten vierzig Jahre Laufzeit abgeschaltet werden. Belgien wollte bis 2025 aus der Atomkraft aussteigen. Sollte diesen Winter der Strom knapp werden, könnte dieses Ziel neu verhandelt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...