Politik

EU-Sanktionen treiben Russland in eine Allianz mit China

Die Sanktionen der EU gegen russische Energie-Konzerne schaden vor allem dem Westen selbst. Denn Russland hat in China einen neuen starken Partner gefunden. Die Chinesen sind nicht nur ein großer Abnehmer für russische Rohstoffe, sondern auch ein finanzstarker Investor, der massiv in die russische Wirtschaft investiert.
15.09.2014 00:18
Lesezeit: 2 min

Russland und China wollen einen größeren Teil des bilateralen Handels in Rubel und Yuan abwickeln sowie die Zusammenarbeit zwischen den Banken der beiden Länder vorantreiben. Zudem investiert China massiv in die russische Wirtschaft. Die wirtschaftliche Isolation Russlands durch den Westen scheint zu misslingen.

Russlands Erster Vizepremier Igor Schuwalow sagte am Dienstag in Peking, dass er und Chinas Vizepremier Zhang Gaoli sich auf ein Abkommen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit geeinigt haben. Dieses beinhalte eine verstärkte Nutzung des Yuan bei Handelstransaktionen.

Zudem erlaubt das Abkommen russischen Banken das Eröffnen von Konten bei chinesischen Banken und trifft Vorkehrungen dafür, dass russische Unternehmen Kredite von chinesischen Firmen erhalten können.

„Wir werden keine alten Verträge brechen, von denen die meisten in Dollar ausgewiesen sind“, zitiert Reuters den russischen Ersten Vizepremier. „Aber wir werden die Unternehmen der beiden Länder dazu ermutigen, mehr Verträge in den lokalen Währungen abzuschließen und die Verwendung der Währung eines Drittlandes zu vermeiden.“

Zudem diskutierten Schuwalow und Zhang die Vorschläge chinesischer Firmen, in mehr als 30 Projekte in Russland zu investieren. Einige dieser Projekte haben einen Umfang von mehreren hundert Millionen Dollar, sagte Schuwalow. Es handle sich unter anderem um Straßen- und Brückenbau, die Erschließung von Ressourcen, Landwirtschaft und Verkehrsinfrastruktur.

Washington und Brüssel haben Russlands staatliche Banken und führende Energiekonzerne von ihren Kapitalmärkten ausgeschlossen. Für Europa ist dies eine hochriskante Strategie. Denn im Gegensatz zu den USA ist die EU vom russischen Gas abhängig. Sie hat daher massiv Erdgas gespeichert, um zumindest durch den nächsten Winter zu kommen (mehr hier).

Die Maßnahmen des Westens würden selbst solchen Unternehmen die Kreditaufnahme außerhalb Russlands erschweren, die nicht direkt von den Sanktionen betroffen sind. Doch die immer stärkere Zusammenarbeit zwischen Russland und China könnte die Sanktionen des Westens wirkungslos machen. Denn die russischen Firmen können ihren Finanzbedarf einfach in China decken.

Die Isolation Russlands durch den Westen scheint auf breiter Front zu misslingen. So erhält der russische Eisenbahnsektor massive Investitionen aus China. Chinesische Investoren wollen 400 Milliarden Rubel (8,3 Milliarden Euro) in den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn von Moskau nach Kazan investieren.

„Schon heute sind die chinesischen Banken dazu bereit, allen voran die Chinesische Entwicklungsbank, die nötige Finanzierung für das Projekt aufzubringen“, zitiert Itar-Tass den Vizepräsidenten der Russischen Eisenbahn Alexander Mischarin. „Wir reden über eine Größenordung von 400 Milliarden Rubel“, sagte der Eisenbahn-Chef. Dieser Betrag sei ausreichend.

Auch die Investitionen in den russischen Energiesektor sind durch die Sanktionen der EU kaum bedroht. Der staatliche chinesische Ölkonzern CNPC soll bis zu 10 Prozent Anteile an Russlands Vankor-Ölfeldern für rund 1 Milliarde Dollar erhalten, berichtet Russia Beyond the Headlines. Diese Ölfelder sind der größte Produktionsstandort des russischen Mineralölunternehmens Rosneft.

„Der Plan wird die staatliche Unterstützung sichern, und wir werden Sie zum Mitmachen ermutigen“, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin vergangene Woche zu Mitgliedern der chinesischen Delegation beim Produktionsstart der Gas-Pipeline Power of Siberia, die russisches Gas nach China leiten wird. „Für Freunde gibt es keine Beschränkungen.“

Bereits im Mai hatten China und Russland einen Erdgas-Deal im Umfang von 400 Milliarden Dollar unterzeichnet. Dieser soll dem größten Energiekonsumenten der Welt den Zugang zu saubererem Treibstoff sichern sowie einen neuen Absatzmarkt für Russland, das wegen der Ukraine-Krise voraussichtlich europäische Kunden verliert.

Aufgrund der angespannten Beziehungen zu den USA streben Russland und China seit Längerem an, die Rolle des Dollar im internationalen Handel zu reduzieren. Die Beschränkung der Dollar-Vorherrschaft ist in diesem Jahr dringlicher geworden, da die USA und europäische Regierungen in der Folge der Ukraine-Krise Sanktionen gegen Russland verhängten.

Die Verdrängung des Dollar passt in Chinas ambitionierte Pläne, den Yuan zur globalen Reservewährung zu machen. Das Land hält knapp ein Drittel seiner ausländischen Währungsreserven im Umfang von insgesamt 4 Billionen Dollar in US-Staatsanleihen. Peking will dieses Risiko einschränken, das ihm jedoch auch enorme Macht gegenüber den USA verleiht (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...