Im Kampf gegen die Ebola-Seuche in Westafrika wirbt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen um freiwilliges medizinisches Personal der Bundeswehr. In einem am Montag veröffentlichten Aufruf an die Truppe erklärte sie, es seien jetzt „alle gefragt, schnell und wirkungsvoll zu helfen“. Ärzte und Pfleger, Logistiker und Techniker erhielten eine umfassende Unterweisung und gingen mit klaren Rahmenbedingungen in den Einsatz. „Im Notfall können Sie sich darauf verlassen, dass Sie nach Deutschland zurückgeholt und Sie in Deutschland medizinisch fachgerecht behandelt werden“, führte die CDU-Politikerin in dem Reuters vorliegenden Schreiben an die Soldaten aus.
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, sagte, die Bundeswehr verfüge außer über Ärzte auch über Pflegekräfte, Apotheker und Hygienefachkräfte. Allerdings nur etwa zwei Prozent aller Mediziner in Deutschland gehörten der Truppe an. Pflegekräfte seien ohnehin meist zivil beschäftigt. Von der Leyen könnte die Soldaten anweisen, nach Westafrika zur Seuchenbekämpfung zu ziehen. Nach Angaben Flosdorffs will sie von einem solchen Befehl aber nicht Gebrauch machen.
Dem Sprecher zufolge sollen die Freiwilligen vor ihrem Einsatz unter anderem in Hygienemaßnahmen und im Schutz vor Ansteckungen geschult werden. Zudem müssten mit ihnen Versicherungsfragen, die Länge des Einsatzes, die Bezahlung und Rückholmöglichkeiten besprochen werden.
Flosdorff räumte ein, die fliegenden Krankenstationen Medewac und spezielle Transall-Maschinen verfügten bisher nicht über die notwendigen Isoliereinheiten, um eine Rückholgarantie zu erfüllen. Es brauche daher noch etwas Zeit, um diese in die Flugzeuge einzubauen. "Wir trauen uns aber zu, dass wir das in wenigen Wochen schaffen." Allerdings gehe es dabei auch nur um Personen, bei denen die Krankheit noch nicht voll ausgebrochen sei. Daher werde das Auswärtige Amt ein Flugzeug mit eingebauter Isolierstation anschaffen. Die Bundeswehr werde dann in der Lage sein, „jeden dort herauszuholen“.
Laut Regierungssprecher Steffen Seibert bemühen sich die Bundesregierung und Kanzlerin Angela Merkel persönlich, außer über die Bundeswehr auch anderes medizinisches Personal für den Kampf gegen Ebola zu gewinnen.
Die Bundeswehr soll gemeinsam mit Frankreich eine Luftbrücke in die betroffenen Länder aufbauen. Zu diesem Zweck soll ein Stützpunkt vermutlich in Katar eingerichtet werden. Die Bundeswehr soll auch dem Deutschen Roten Kreuz beim Aufbau eines mobilen Krankenhauses mit mehr als 300 Betten helfen, darunter ist auch eine Station der Armee mit 50 Betten.
Allein in Sierra Leone wurden während einer dreitägigen Ausgangssperre, die bis Sonntagnacht dauerte, 130 neue Fälle registriert, die Ergebnisse zu 39 weiteren Verdachtsfällen standen noch aus. Während der Ausgangssperre sollten sämtliche Haushalte von Behördenmitarbeitern und Helfern aufgesucht werden. Der Krisenstab der WHO warnte erneut davor, Reisen oder den Handel zwischen den betroffenen Ländern zu verbieten, da diese dadurch isoliert würden.
Die Zahl der Ebola-Toten ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf 2793 gestiegen. Mindestens 5762 Menschen haben sich seit März infiziert. Besonders betroffen vom bislang stärksten Ausbruch der Krankheit sind Liberia, Sierra Leone und Guinea. Auch aus Nigeria und dem Senegal sind Fälle bekannt.