Politik

EU-Kommission: Slowenische Kandidatin ist schwarz-rotes Bauernopfer

Sloweniens Vertreter in der EU-Kommission wird wohl nicht wie geplant Alenka Bratusek werden. Sie ist das Bauernopfer, damit die Große Koalition auf EU-Ebene sagen kann, sie gehe gegen Korruption vor. Die Strafaktion trifft ein kleines Land und eine kleine Partei - alle "großen Fische" dürften damit zu ihrem Ticket kommen.
08.10.2014 12:13
Lesezeit: 1 min

Das Europäische Parlament wird die Slowenin Alenka Bratusek mit aller Wahrscheinlichkeit ablehnen. Jean-Claude Juncker hatte sie für den Posten der Kommissionsvizepräsidentin für die Energieunion vorgesehen. Mehrere EU-Abgeordnete der Grünen haben getwittert, dass Bratusek ihre Kandidatur bereits zurückgezogen hat, allerdings ist diese Meldung weder von der EU noch von Bratsek selbst bestätigt.

Bratusek wurde hart kritisiert, weil sie sich de facto selbst für den Posten nominiert haben soll, während sie noch als Premierministerin im Amt war. Im Mai dieses Jahres trat sie sowohl als Premier zurück als auch aus ihrer Partei aus, da sie einen parteiinternen Machtkampf verloren hatte. Sie hatte einen Vorschlag mit drei Namen an Juncker geschickt. Wenn es Juncker wirklich an moralischen Kriterien gelegen gewesen wäre, hätte er einen anderen Kandidaten aus Slowenien genommen. Man kann sich in diesem Fall des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handelt.

Bei der Anhörung im Europaparlament habe sich Bratusek am Montagabend von allen am schwächsten präsentiert, so CSU-Abgeordneter Markus Ferber. Der konservative österreichische Abgeordnete Othmar Karas sagte: „Bratusek wackelt auf Grund von Eigenverschulden. Ich glaube (...), dass Bratusek gefährdet ist.“

Der EU-Abgeordnete Matthias Groote (SPD) nannte die Befragung Bratuseks am Montagabend den Tiefpunkt der Anhörungen. Der CDU-Parlamentarier Peter Liese sagte, dass für die Vollendung der Energie-Union, für die Bratusek eigentlich vorgesehen ist, jemand anders gefunden werden müsse.

Sowohl aus der größten Fraktion im EU-Parlament, der Europäischen Volkspartei (EVP), als auch von den Sozialdemokraten und Sozialisten (S&D) wurde harte Kritik an der ehemaligen slowenischen Regierungschefin laut, die den Liberalen angehört.

Die Verhinderung ihrer Person würde den Frieden zwischen den beiden großen Fraktionen der Sozialisten und Europäischen Volksparteien nicht stören. Diese streiten sich über Personalien wie den Franzosen Moscovici (Sozialist) und den wegen seiner Verbindungen zur Erdöl-Industrie umstrittenen Spanier Miguel Arias Cañete (Volkspartei)

Slowenien wird wahrscheinlich die sozialdemokratische Europaabgeordnete Tanja Fajon nachnominieren. So wird auch die von Juncker angestrebte Frauenquote gehalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.