Politik

Kanada: Attentäter stirbt nach Feuerwechsel im Parlament von Ottawa

Mitten im kanadischen Regierungsviertel wurde ein Soldat niedergeschossen. Der Mann habe am Kriegerdenkmal in Ottawa Ehrenwache gestanden, als er von Unbekannten angegriffen wurde, so die Polizei. Die Täter flüchteten ins Parlament, das Gebäude wurde sofort abgeriegelt. Die Polizei durchkämmt das Parlament nach möglichen weiteren Attentätern.
22.10.2014 17:27
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein Bewaffneter ist am Mittwoch in Ottawa nach einem Angriff auf einen Soldaten in das kanadische Parlamentsgebäude gestürmt und hat sich nur eine Tür von Regierungschef Stephen Harper entfernt einen heftigen Schusswechsel mit Sicherheitskräften geliefert. Bei dem dramatischen Vorfall am hellichten Tag im Herzen der Hauptstadt konnte Harper unverletzt in Sicherheit gebracht werden, während der Angreifer nach Polizeiangaben erschossen wurde. Auch der Soldat, auf den der Bewaffnete zuvor gefeuert hatte, erlag seinen Verletzungen. Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig unklar. Auch wollte die Polizei nicht ausschließen, dass sich noch ein weiterer Angreifer im Parlamentsgebäude befinden.

Erst am Montag hatte ein mutmaßlicher Islamist in der Provinz Quebec einen Soldaten getötet, bevor er selbst erschossen wurde. Am Dienstag hatte die Regierung die Terrorwarnstufe erhöht und dies auf Beobachtungen von Islamisten-Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) und Al-Kaida begründet.

"Harper hat mit Leuten aus seiner Fraktion gesprochen, als es plötzlich einen lauten Knall gab, gefolgt von einen Ra-ta-ta-ta an Schüssen", sagte das Kabinettsmitglied Tony Clement. "Es passierte genau vor unserer Tür."

Zunächst hatte der Angreifer auf einen Militärangehörigen an der zentralen Kriegsgedenkstätte der Hauptstadt geschossen. Dann stürmte er Augenzeugen zufolge ins nahe gelegene Parlamentsgebäude. Dort lieferte er sich ein heftiges Gefecht mit Sicherheitskräften, Zeugen sprachen von mindestens 30 Schüssen. Ein Sicherheitsbeamter im Gebäude wurde der Regierung zufolge verwundet.

Die Polizei erklärte, sie könne nicht bestätigen, dass dieselbe Person für die Schüsse am Mahnmal und im Parlament verantwortlich sei. Es werde nach einem oder mehreren weiteren Verdächtigen gefahndet. Der Sender CBC berichtete, es würden drei Schießereien in Ottawa untersucht: eine am Kriegerdenkmal, eine im Parlament und eine in einer Einkaufspassage. Details bleiben zunächst unklar.

Die Polizei erklärte, sie von dem Anschlag überrascht worden. Massenschießereien sind in Kanada deutlich seltener als in den USA, nicht zuletzt wegen der strengeren Waffengesetze. Zugleich sind aber auch die Sicherheitsvorkehrungen im Regierungsviertel deutlich geringer als in Washington.

Vor dem Parlament in Ottawa riegelten Einsatzkräfte nach der Tat das gesamte Viertel ab und forderten Passanten zum Verlassen des Gebiets auf.

Ein Bauarbeiter sagte Reuters, er habe bei dem Mahnmal Schüsse gehört. Dann sei ein schwarz gekleideter Mann, dessen Gesicht mit einem Schal verhüllt gewesen sei, in Richtung Parlament gelaufen. Schwarze Kleidung ist üblich bei Kämpfern des Islamischen Staates (IS), die in Syrien und im Irak ein Kalifat errichten wollen. Der IS bedroht Andersgläubige mit dem Tod, der radikalislamischen Organisation werden Gräueltaten und Massenmorde vorgeworfen. Kanada beteiligt sich mit sechs Kampfflugzeugen am Kampf gegen den IS im Irak.

Der kanadische Kabinettsminister Jason Kenney erklärte, Kanada lasse sich nicht einschüchtern. Die USA sicherten Kanada ihre Unterstützung zu. US-Präsident Barack Obama telefonierte nach Angaben des Präsidialamts mit Harper.

Am Montag hatte ein Konvertit einen Soldaten in Saint-Jean-sur-Richelieu rund 40 Kilometer südöstlich von Montreal überfahren und getötet. Der 25 Jahre alte Fahrer wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei ihm um einen radikalisierten Muslim handelt. Der kanadische Geheimdienst CSIS warnt seit Jahren vor den Gefahren durch die Radikalisierung junger Menschen. Nach Erkenntnissen des Geheimdienstes haben sich mehr als 50 Kanadier dem IS oder anderen extremistischen Gruppen im Nahen Osten angeschlossen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...