Die Unzufriedenheit der Deutschen mit Angela Merkel findet ihren Niederschlag nun auch in einer Umfrage: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat Merkel mit 74 Prozent überholt und ist demnach Deutschlands angesehenster Politiker. Merkel verliert fünf Prozentpunkte und erreicht bei der ARD eine Zustimmung von 70 Prozent. Das ergab der «Deutschlandtrend», eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der ARD. Eine Umfrage der Bild-Zeitung hatte ebenfalls ergeben, dass Merkels Taktieren gegenüber den USA nicht goutiert wird.
Weit dahinter: Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit 68 Prozent, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit 53 Prozent und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit 44 Prozent. Sehr schlecht schnitt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ab: Er sackte von 53 Prozent auf 38 Prozent.
Steinmeier und Sergej Lawrow haben am Donnerstag gemeinsam an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnert. Die Außenminister aus Deutschland und Russland besuchten zusammen die Schlachtfelder von Stalingrad, dem heutigen Wolgograd. Auf einem deutsch-russischen Soldatenfriedhof legten sie Kränze nieder.
Anschließend mahnten beide Minister, die Bemühungen für eine politische Lösung der Ukraine-Krise fortzusetzen. Steinmeier sagte, in Europa dürfe es «nie wieder» zu Krieg und Zerstörung kommen. Lawrow sagte: «Wir müssen alles daran setzen, damit sich solche Tragödien in der Menschheitsgeschichte nicht wiederholen.» Zugleich beschuldigte er aber auch die ukrainische Regierung, die Umsetzung der Minsker Friedensvereinbarungen zu verschleppen.
Der Kampf um Stalingrad 1942/43 gilt als eine der schlimmsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Dort starben mehr als 700 000 Menschen. Im Zuge der Entstalinisierung wurde die Stadt 1961 in Wolgograd umbenannt. Sie gilt aber heute noch als «Heldenstadt».
Steinmeier und Lawrow besuchten die Kriegsgräberstätte Rossoschka, wo mehr als 60 000 deutsche und sowjetische Soldaten begraben liegen. Die Gedenkstätten sind nur durch eine kleine Landstraße voneinander getrennt. Anschließend gingen sie zum Mamajew-Hügel, der damals besonders umkämpft war. Heute erinnert dort eine riesige Statue «Mutter Heimat ruft» an den Sieg der Roten Armee.
Der Besuch war Auftakt gemeinsamer deutsch-russischer Gedenken zum 8./9. Mai 1945. Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Moskau mit Präsident Wladimir Putin am Grab des Unbekannten Soldaten einen Kranz niederlegen. Bei der großen Militärparade am Samstag ist wegen des Ukrainekonflikts allerdings kein Mitglied der Bundesregierung dabei. Ganz fernbleiben will Berlin dem Ereignis jedoch nicht: Deutschland wird durch seinen Botschafter vertreten. Aus China kommt der Staatspräsident, auch der UN-Generalsekretär haben ihre Teilnahme zugesagt.