Wegen der Sanktionen des Westens erwägt Russlands zweitgrößte Bank VTB einen Börsenwechsel von London nach China. Das Geldhaus sei mit der Londoner Börse LSE nicht zufrieden, sagte Konzernchef Andrej Kostin am Montag am Rande des Gipfels der Asien-Pazifik-Staaten (Apec) in Peking. „Wir denken ernsthaft über unsere Präsenz an der London Stock Exchange nach. Wir schauen uns chinesische Börsen an.“
Hintergrund sind die Schwierigkeiten russischer Banken, wegen der Strafmaßnahmen der EU und der USA im Zuge des Ukraine-Konflikts an Kapital aus dem Westen zu kommen - zumal die wirtschaftlichen Folgen der Krise den Gewinn des Instituts im ersten Halbjahr um mehr als 80 Prozent einbrechen ließen. Der Staat griff der Bank bereits mit einer Geldspritze von umgerechnet fast vier Milliarden Euro unter die Arme.
Die VTB-Aktie ist seit sechs Jahren neben der Börse in Moskau auch an der LSE notiert. Kostin hatte zuletzt erklärt, dass die VTB wegen der Ukraine-Krise in diesem Jahr möglicherweise einen Milliardenverlust anhäufen wird. Zudem kündigte Kostin an, die VTB-Geschäfte in Europa und den USA leicht zurückzufahren. Moskau will wegen der Spannungen mit dem Westen seit einiger Zeit die Wirtschaftsbeziehungen zu China ausbauen.
Im Juni trafen sich Finanz-Vertreter aus Russland und Shanghai zu Gesprächen. Beide Länder planen seit geraumer Zeit, den gesamten bilateralen Handel vom US-Dollar auf den Yuan oder Rubel umzustellen.