Politik

China überholt Europa bei Forschung und Entwicklung

Lesezeit: 2 min
16.11.2014 01:04
China wird dieses Jahr die EU gemessen an den Leistungen für Forschung- und Entwicklung überholen. Damit rechnet die OECD. Bereits 2019 könnte China demnach auch die USA überholen. Die Zeiten, in denen die Chinesen lediglich europäische und amerikanische Technologien kopiert haben, sind endgültig vorbei.
China überholt Europa bei Forschung und Entwicklung

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bereits 2012 hatte China, was die Ausgaben für Forschung und Entwicklung anbelangt, fast zur EU aufgeschlossen: 257 Milliarden Dollar Forschungs- und Entwicklungsausgaben in China standen 282 Milliarden in der EU gegenüber. Die chinesische Wirtschaft war damit schon ähnlich forschungsintensiv wie die europäische, wenn man das Verhältnis dieser Ausgaben zur gesamten Wirtschaftsleistung betrachtet. Die in dieser Woche veröffentlichte OECD-Studie „Science, Technology and Industry Outlook“ hält das fest.

Tatsächlich hat China in den Jahren 2008 bis 2012 seine Forschungs- und Entwicklungsausgaben verdoppelt, obwohl das chinesische Wirtschaftswachstum zurückgegangen ist. Im Gegensatz dazu stiegen die Leistungen für Forschungs- und Entwicklung in der EU und in den Vereinigten Staaten nach 2008 kaum noch. Dadurch ist der Anteil der OECD-Länder an der weltweiten Forschung und Entwicklung in den letzten zehn Jahren von 90 % auf 70 % gefallen.

Die Folgen zeigen sich an der Zahl der Patente und der wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Auch hier verlieren die EU, die USA und Japan an Grund. Die USA mit ihren Spitzenuniversitäten und ihrer starken Stellung in der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der Biotechnologie stehen allerdings noch immer relativ gut da.

Eine der Gründe für die unterdurchschnittliche Entwicklung ist in vielen OECD-Ländern die allgemein gesunkene Neigung der Unternehmen zu investieren. Namentlich in vielen europäischen Ländern sind die Unternehmen durch die Finanzkrise und die Eurokrise nachhaltig verunsichert. Sie warten ab und halten Investitionen zurück. Noch stärker als Forschung und Entwicklung betrifft das Investitionen in Maschinen und Ausrüstung.

Doch ist die die Entwicklung in Europa zweigeteilt. Deutschland hat sein Ziel, 3% des BIPs für Forschung und Entwicklung aufzuwenden, erreicht. 2007 waren es nur 2,5%. Etwa ein Drittel der Gelder stammt dabei aus Steuergeldern, zwei Drittel von privaten Unternehmen. Auch Österreich und die Schweiz erreichen fast die deutschen Werte.

Deutlich schlechter als Deutschland steht beispielsweise Frankreich dar. 2,3% des BIPs fließen dort in Forschung und Entwicklung. In Holland (2,2%) und Großbritannien (1,7%) sind es noch weniger. Und noch einmal schlechter ist die Quote in z.B. Polen (1,5%) oder Spanien und Italien (jeweils 1,3%). Zum Vergleich: In China flossen 2012 2,0% des BIPs in Forschung und Entwicklung. Diese Unterschiede gewinnen weiter an Gewicht durch die Unterschiede im Wirtschaftswachstum.

 

Allerdings sieht die OECD, die internationale Organisation der 34 wirtschaftlich führenden Staaten der Erde, auch in Deutschland Defizite. Eher unterdurchschnittlich im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern findet man wissenschaftliche Ergebnisse aus Deutschland in den maßgeblichen wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Auch die Investitionen in Informationstechnologien und die mobile Breitbandversorgung hinken in Deutschland hinterher. Und schließlich spart man auch bei der Ausbildung der Studenten an den Hochschulen in Deutschland.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Ukraine greift russische Raffinerien mit Drohnen an
31.05.2023

Die Drohnenangriffe der Ukraine auf Russland nehmen zu. Nach einem Luftangriff auf Moskau gerieten nun zwei russische Raffinerien ins...

DWN
Finanzen
Finanzen Märkte reagieren: Ende des US-Schuldenstreits zum Greifen nah
30.05.2023

In den USA läuft das Drama um den drohenden Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft der Welt weiterhin nach Drehbuch: Eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Aggressive Zinserhöhung: Schwedens Immobilienkrise verschärft sich
30.05.2023

Schwedens Immobilienkrise ist auf vier Hauptfaktoren zurückzuführen. Immobilienfirmen weltweit haben niedrige Zinsen und steigenden...

DWN
Technologie
Technologie Neue Welle von Cyberattacken trifft den Westen unvorbereitet
30.05.2023

Die Cyberangriffe auf westliche Unternehmen und staatliche Institutionen erreichen ungeahnte Ausmaße. Die desaströse Lage hat nach...

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex: Jahrelange Haft für Schlüsselfigur Hanno Berger
30.05.2023

Früher kontrollierte Hanno Berger als Finanzbeamter für den Staat Banken. Später wirkte er an einem Geschäftsmodell mit, durch das der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum bricht ein
30.05.2023

Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen ist rückläufig und verliert immer mehr an Schwung. Die Geldpolitik der EZB übt damit...