Technologie

Estland führt Staatsbürgerschaft für Avatare ein

Seit Dezember gibt Estland digitale Pässe für virtuelle Staatsbürger aus. Jeder kann unabhängig vom Wohnort einen Antrag stellen und bekommt für circa 50 Euro eine Chipkarte. Damit bietet Estland als erstes Land der Welt eine grenzübergreifende Staatsbürgerschaft an.
04.12.2014 12:28
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Seit Dezember gibt Estland digitale Pässe für virtuelle Staatsbürger aus. Jeder kann einen Antrag stellen und bekommt für circa 50 Euro eine Chipkarte. Damit bietet Estland als erstes Land der Welt eine grenzübergreifende Staatsbürgerschaft an.

Der digitale Pass gilt bisher allerdings nur in der digitalen Welt: Der Besitzer kann das Dokument als Authentifizierung seiner Identität im Netz nutzen. Ein Chip speichert die biometrischen Daten wie via Irsisscan und Fingerabdruck. Damit kann der Besitzer online Verträge aufsetzen und auch offizielle Dokumente unterschreiben oder Unternehmen online registrieren und Bankkonten eröffnen. E-Residents können zudem die staatlichen Online-Dienste nutzen, für die bisher eine Registrierung in Estland erforderlich war. Der Wohnsitz oder die Nationalität des Antragstellers spielt dabei keine Rolle.

Allerdings haben die digitalen Einwohner nicht alle Rechte, die normale Einwohner haben. Ein Wahl- oder Aufenthaltsrecht erwirbt der Käufer damit nicht. In dem Startegiepapier, das Estland zur Einführung herausgebracht hat betont Estland, E-Residency sei „ein Privileg und kein verfassungsmäßiges Recht“. Einmal in Gang gesetzt könnte eine wachsende Zahl digitaler Bürger dies jedoch eines Tages ändern. Immerhin plant das 1,3 Millionen Einwohner kleine Land, seine Bevölkerung durch die digitalen Staatsbürger bis zum Jahr 2020 zu verzehnfachen.

Vorerst bedeutet dieser Schritt jedoch noch nicht Ende der Nationalstaaten. Denn die Einführung hat vor allem wirtschaftliche Hintergründe: Mit der Chipkarte kann die Niederlassung von Firmen erleichtert werden. Dies ist insofern interessant, als Estland sich mit niedrigen Steuern für Unternehmen attraktiv machen will. Estland hofft durch die Maßnahme die Zahl der Firmenniederlassungen zu verdoppeln. Dazu wirbt Estland damit, dass die Weltbank Estland regelmäßig als einen der Orte auf der Welt auflistet, an dem es „am leichtesten sei, Geschäfte zu machen.“ Von der Unternehmensgründung über alle Anträge und Dokumente bis zur Vertragsunterschrift kann alles künftig online und von jedem Ort der Welt aus erfolgen. Über das geschäftliche hinaus hat Estland jedoch offenbar kein Interesse an den neuen Bürgern: „Der Staat übernimmt keine Verantwortung für den E-Resident – es geht nur um größere Geschäftschancen.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...