Politik

Russland baut in Ungarn neue Atomkraftwerke

Lesezeit: 1 min
11.12.2014 00:45
Russland wird in Ungarn zwei Atom-Reaktoren im Wert von schätzungsweise 12,5 Milliarden Euro bauen. Ungarns Premierminister Viktor Orbán will die Energie-Sicherheit seines Landes garantieren. Doch westliche Diplomaten werfen Budapest eine zu große Nähe zum Kreml vor.
Russland baut in Ungarn neue Atomkraftwerke

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der russische Nuklear-Riese ROSATOM wird in Ungarn das Atomkraftwerk Paks um zwei weitere Atom-Reaktoren ausbauen. Der Bau soll 2018 beginnen. Der erste Reaktor soll anschließend 2023 in Betrieb gehen. Der Atom-Deal zwischen Budapest und Moskau hat einen Wert von schätzungsweise 12,5 Milliarden Euro. Die ungarische Regierung hatte auf eine öffentliche Ausschreibung verzichtet und ROSATOM als Partner festgelegt.

Vergangene Woche hatte die ungarische Regierung ein Gesetz verabschiedet, wonach auf die Notwendigkeit eines öffentlichen Wettbewerbs bei staatlichen Aufträgen verzichtet werden soll.

Andras Deak, ein leitender Forscher an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, erkennt in dem Atom-Deal ein klares politisches Signal an die EU. Er sagte den Financial Times:

„Paks scheint pro-russische Signale auszusenden - etwas Großes geht vor sich. Im Januar wurde dieser Deal angekündigt. Danach wurden die Gaslieferungen an die Ukraine gestoppt und bis letzte Woche war Ungarn Putins letzter Verbündeter im South-Stream-Projekt.“

Moskau hat sich verpflichtet zehn Milliarden Euro in das Projekt zu stecken. Damit werden die Russen etwa 80 Prozent der Kosten tragen. Nach Angaben eines hochrangigen ungarischen Regierungsvertreters sei das vertraglich garantiert.

Ungarische Beamte sagen, dass die Energiesicherheit garantiert werden muss. Die ungarische Industrie erlitt im Jahr 2009 einen großen Rückschlag, als die russischen Gaslieferungen über die Ukraine abgeschnitten wurden. Seitdem hat Budapest seine strategischen Gasreserven aufgestockt.

Offiziell versucht die ungarische Regierung ihren Energiezufluss zu diversifizieren. Budapest kümmert sich um alternative Lieferanten wie dem Aserbaidschan. Doch ungarische Regierungs-Beamte bestätigen, dass sie in Verhandlungen mit dem Kreml stehen, um das South-Stream-Projekt wiederzubeleben.

Am vergangenen Montag trafen sich der ungarische Energieminister Miklos Sesztak und sein russischer Amtskollege in Belgrad, um sich über die Zukunft des Projekts zu unterhalten.

„Ich würde nicht sagen, dass die Russen die Tür vollständig geschlossen haben. Es gibt eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, um zum South-Stream-Projekt zurückzukehren“, sagt Deak.

Westliche Diplomaten werfen Viktor Orbán vor, er betreibe eine bewusste Annäherung an Russland. Diesen Vorwurf weist Orbán zurück. Doch er warnt vor einem neuen Kalten Krieg. „Das ungarische geopolitische Interesse ist es, einen neuen Kalten Krieg über unseren Köpfen zu verhindern (...) Unsere Aufgabe ist es, unsere eigenen Interessen und unser eigene Position festzulegen.“, sagte er Ende November in Budapest bei einem Treffen mit im Ausland lebenden Ungarn.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...