Politik

EU irritiert über Sanktionen: USA bauen Handel mit Russland aus

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini empfindet Unbehagen über die Sanktionen gegen Russland: Während die EU Verluste zu verzeichnen hat, nimmt der Handel zwischen den USA und Russland zu. Die EU will nun Russland wieder stärker in die Weltpolitik einbinden.
30.12.2014 01:42
Lesezeit: 1 min

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini ist der Ansicht, dass die EU eine neue Debatte mit Russland einleiten müsse, die sich auf die Beendigung der „Konfrontation“ in der Ukraine ausrichte.

Mogherini sagt in einem Interview mit der Zeitung La Repubblica:

„Die derzeitige Situation ist sehr schwierig für Russland. Es wäre in Moskaus Interesse, einen Beitrag zur Beendigung des Ukraine-Konflikts beizutragen. Gleichzeitig wissen wir alle, dass Russland nicht nur eine wichtige Rolle in der Ukraine, sondern auch in Syrien, im Iran, im Nahen Osten und in Libyen spielt.“

Die Ukraine und die USA seien ebenfalls interessiert an einer friedlichen Lösung. Jeder wolle „aus der Logik der Konfrontation“ herauskommen. Doch den Vorwurf, dass die EU gegenüber Russland zu weich auftrete und die USA hingegen konsequent seien, weist die EU-Außenbeauftragte zurück.

Mogherini wörtlich:

„Das ist ein Missverständnis. Es ist nicht wahr, dass die Europäer weicher als die Amerikaner sind. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass der Handel zwischen Russland und Europa rückläufig ist, während der Handel zwischen Russland und den USA zunimmt.“

Mogherini hat für den 19. Januar eine EU-Außenminister-Konferenz in Brüssel einberufen, um eine strategische Diskussion über Russland durchzuführen. Es soll darüber entschieden werden, ob die Sanktionen gegen Russland ausgeweitet werden sollen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte Anfang Dezember, dass die Russland-Sanktionen nur aufgehoben werden können, wenn Russland die „eroberten Gebiete“ in der Ukraine aufgibt. Innerhalb der EU befinden sich Österreich, die Tschechische Republik, Ungarn und die Slowakei befinden sich im russlandfreundlichen Lager, berichtet der EU Observer.

Die OSZE-Chefökonomin Catherine Mann warnt davor, dass Russland sich im kommenden Jahr in eine autarke Wirtschaft entwickeln könnte, wenn die Sanktionen weiter anhalten und der Ölpreis-Verfall anhält. Der Ölpreis ist von 114 Dollar pro Barrel im July auf 61 Dollar pro Barrel im Dezember zurückgefallen. 70 Prozent aller russischen Exporte bestehen aus Energieträgern, berichtet The Telegraph.

Die OSZE rechnet damit, dass das russische BIP im kommenden Jahr um fünf Prozent schrumpfen wird. Russlands Finanzminister Anton Siluanow hatte jüngst angekündigt, die Wirtschaftsleistung könne nächstes Jahr um vier Prozent schrumpfen, sollte der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von rund 60 Dollar pro Fass bleiben. Es wäre das erste Mal seit 2009, dass die russische Wirtschaft nicht wächst.

Das BIP im November sank binnen Jahresfrist um 0,5 Prozent und damit erstmals seit Oktober 2009, wie das Wirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Vor allem die Dienstleister, der Bau und der Agrarsektor schwächelten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...