Der Absturz der Ölpreise und Spekulationen auf einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone haben die europäischen Finanzmärkte zu Beginn der ersten vollen Handelswoche des neuen Jahres in die Tiefe gerissen. Der Dax fiel am Montag um drei Prozent auf 9473,16 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 3,7 Prozent auf 3023,14 Zähler ein. Angesichts einer hohen Überproduktion kostet Öl aus der Nordsee inzwischen weniger als 53 Dollar je Fass, US-Leichtöl sogar erstmals seit dem Frühjahr 2009 wieder weniger als 50 Dollar. Der Euro notierte am Abend mit Kursen knapp über 1,19 Dollar so niedrig wie zuletzt im Juni 2010, auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise.
Zeitweise hatte die Gemeinschaftswährung im frühen asiatischen Handel mit 1,18605 Dollar auf der Handelsplattform EBS sogar ein Neun-Jahres-Tief markiert. „Die Sorge über einen sich nun beschleunigenden Abwärtstrend in der Gemeinschaftswährung lässt bei ausländischen Anlegern verstärkte Verkaufspanik aufkommen, denn zu den möglichen Kursverlusten kommen Währungsverluste hinzu“, fasste Jens Klatt, Chefanalyst beim Brokerhaus FXCM, zusammen. Dazu kommt laut Händlern die Sorge, dass die griechischen Wähler dem von der EU verordneten Reformkurs einen Denkzettel verpassen und das Land nach den Wahlen am 25. Januar vor einem Austritt aus dem Währungsraum (Grexit) stehen könnte. Viele Börsianer fürchteten einen Dominoeffekt. „Die von Deutschland empfohlene Sparpolitik ist ja auch anderswo nicht sonderlich populär“, sagte ein Händler.
Die Anleger warfen vor allem griechische Wertpapiere aus ihren Depots. Der Athener Leitindex verlor 5,6 Prozent. Griechische Staatsanleihen warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 9,709 Prozent von 9,256 Prozent am Freitag. Die Börsen in Mailand und Madrid verloren 4,9 und 3,5 Prozent.
Einige Analysten fürchteten zudem, die EZB könnte ihr Programm für den Ankauf von Staatsanleihen wegen der griechischen Wahlen verschieben. Der EZB-Rat tritt drei Tage vor der Wahl erstmals in diesem Jahr zusammen. Börsianer rechneten bisher zumindest mit einem Zeitplan für das Programm. Laut EZB-Chef Mario Draghi laufen die Vorbereitungen für den vor allem in Deutschland umstrittenen Ankauf schon. „Dass die EZB in dem Falle auch griechische Papiere kaufen müsste, wird der Akzeptanz des Programms hierzulande kaum helfen“, warnte ein Händler. „Neue Turbulenzen am Rentenmarkt wären damit vorprogrammiert.“
Mit wachsender Nervosität verfolgten die Aktienanleger auch den Absturz der Ölpreise an den Terminmärkten. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 6,7 Prozent auf 52,66 Dollar je Barrel (159 Liter), US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 49,95 Dollar 5,2 Prozent weniger als am Freitag. Der Preis für beide Sorten hatte sich 2014 schon fast halbiert und liegt nunmehr auf dem Niveau von Mai und April 2009. Zwar sind niedrige Energiekosten grundsätzlich positiv für die Konjunktur. Doch das Tempo des Preisverfalls sei besorgniserregend, sagte ein Börsianer.