Weltwirtschaft

Bundesbank holt Gold aus Paris und New York zurück

Lesezeit: 2 min
19.01.2015 14:47
Die Bundesbank setzt die Rückfuhr ihrer Gold-Reserven aus New York und Paris planmäßig fort. Bei Stichproben soll es keine Beanstandungen zur Qualität gegeben haben. Die Veröffentlichung der eigentlich unspektakulären Maßnahme soll offenbar der Beruhigung der deutschen Öffentlichkeit vor dem EZB-Entscheid zur neuen Geldschwemme dienen.
Bundesbank holt Gold aus Paris und New York zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die dpa meldet:

Die Deutsche Bundesbank hat im vergangenen Jahr weitere 120 Tonnen Gold von ausländischen Lagerstellen nach Frankfurt gebracht. Davon stammten 35 Tonnen aus ihren Beständen in Paris und 85 Tonnen aus New York, wie die Notenbank am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Umsetzung ihres Anfang 2013 vorgestellten Gold-Lagerstellenkonzeptes verlaufe reibungslos und sei 2014 intensiviert worden, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele: «Wir liegen sehr gut im Zeitplan.»

Der Großteil der deutschen Goldreserven lagert aus historischen Gründen im Ausland, vor allem in den Tresoren der US-Notenbank Fed in den USA. Die Bundesbank will bis 2020 mehr als die Hälfte ihrer aktuell 3384 Tonnen in heimischen Tresoren lagern. Dafür sollen schrittweise 300 Tonnen des Edelmetalls aus New York und die gesamten 374 Tonnen aus Paris nach Frankfurt überführt werden.

Mehr als 1200 Tonnen sollen nach 2020 in New York bleiben, 445 Tonnen in London. Thiele hatte dies kürzlich so begründet: «Gold kann im Krisenfall beliehen oder in eine andere Währung getauscht werden.»

Beinahe ein Viertel der Barren (23 Prozent), die verlagert werden sollen, befindet sich bereits in den Tresoren in Frankfurt, betonte die Bundesbank. Seit 2013 seien 67 Tonnen aus Paris und 90 Tonnen aus New York in die Zentrale der Notenbank überführt worden.

Die Bundesbank nutzte die Verlagerung aus New York, um etwa 50 Tonnen Gold auf den heute marktüblichen Barrenstandard «London Good Delivery» umschmelzen zu lassen, sagte Thiele: «Bei dieser Art von Stichprobenkontrolle haben wir auch auf die Expertise der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zurückgegriffen. Wie erwartet gab es keine Beanstandungen.»

Das Edelmetall war vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als Bezahlung hoher deutscher Außenhandelsüberschüsse in den Besitz der Bundesbank übergegangen: Die Wirtschaftswunderjahre brachten der Bundesrepublik dank des Exports viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht werden konnten. Heute hat die Bundesbank nach den USA den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Ende November 2014 hatten die Barren einen Wert von 105 Milliarden Euro.

2012 war in Deutschland eine öffentliche Debatte über die Sicherheit des deutschen Goldes entbrannt. Der Bundesrechnungshof forderte regelmäßige Stichproben der Bestände im Ausland. Die Bundesbank reagierte mit der Ankündigung, einen Teil des Auslands-Goldes künftig in Deutschland zu lagern.

Bei Lichte betrachtet, ist die Meldung unerheblich, weil in ihr nur wiederholt wird, was ohnehin bekannt ist. Die in der Kreisen von Gold-Fans immer noch kursierende Vermutung, das Gold könne minderer Qualität sein, wird durch den kryptischen Verweis auf die Expertise der BIZ nicht entkräftet.

Tatsächlich dürfte die Verlautbarung eher der Beruhigung der deutschen Öffentlichkeit dienen, wo sich ja mittlerweile die Stimmen mehren, die Politik der EZB und insbesondere die weitere Abwertung des Euro könnten den deutschen Sparern schaden. Sogar die mit Superlativen eher sparsame FAZ spricht in einer Analyse am Montag von einem "Währungskrieg" im Zusammenhang mit der überraschenden Maßnahme der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Bereits vergangene Woche hatten die EZB in verschiedenen deutschen Medien ein Charme-Offensive gestartet. In einer sehr privat gehaltenen Interview mit der Zeit sagte Draghi unter anderem: "Wenn Glaube und Beweise aufeinandertreffen, haben die Beweise keine Chance. Die vielerorts verbreitete Vereinfachung der Diskussion ist in Wahrheit eine Verflachung, die zu falschen Schlüssen führt."

Der Schritt der SNB, den Franken vom Euro abzukoppeln, dürfte unter anderem auf die Gold-Initiative in der Schweiz zurückzuführen sein: Diese war zwar bei einer Abstimmung deutlich gescheitert, hatte jedoch den Zentralbankern vor Augen geführt, dass die Investment-Community nicht mehr vorbehaltlos glaubt, was die Zentralbanken verkünden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...