Finanzen

Alibaba im Fokus der Aufsichtsbehörden

Lesezeit: 2 min
29.01.2015 16:10
Vier Monate nach dem viel beachteten Aktiendebüt in New York steckt Alibaba in einer schweren Krise. Die Online-Handelsplattform steht unter Beobachtung der Aufsichtsorgane. Trotz kräftiger Zuwächse enttäuschen auch die Quartalszahlen.

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Das Wachstum von Alibaba ist enorm, doch die größte Online-Handelsplattform der Welt steckt plötzlich in der schwersten Krise seit ihrem erfolgreichen Börsengang. Erst bricht eine offene Konfrontation mit staatlichen Aufsichtsgremien in Peking aus, dann enttäuscht der chinesische Internet-Riese auch noch mit Umsatz und Gewinn. Während das Geschäft um stattliche 40 Prozent wuchs, hatten Anleger gleichwohl noch mehr erwartet.

Ausgerechnet kurz vor der Vorlage der Quartalszahlen erhob die Aufsichtsbehörde (Staatliche Verwaltung für Industrie und Handel; SAIC) schwere Beschuldigungen. Alibaba gehe nicht energisch genug gegen gefälschte Produkte und andere „illegale Aktivitäten“ auf seiner Handelsplattform Taobao vor, hieß es in einem Bericht.

Taobao reagierte sofort und griff den Leiter der Untersuchung, Liu Hongliang, sogar persönlich an. Der Direktor für Marktaufsicht sei „nicht objektiv“. Seine Vorgehensweise sei „emotional“ getrieben und rufschädigend, hieß es. Ein derart offener Schlagabtausch ist nicht nur für China ungewöhnlich - und fällt auf Alibaba zurück, berichtet die dpa.

Denn Investoren stellten plötzlich grundsätzliche Fragen: Wie steht es um das Verhältnis zwischen Alibaba und der chinesischen Regierung? Bisher schien der Online-Riese der Liebling der kommunistischen Führung zu sein, die international wettbewerbsfähige chinesische Konzerne entwickeln will. Sollte sich der Wind gedreht haben?

Auch wird gefragt, warum die Behörden mit der Bekanntgabe der noch auf Juli 2014 zurückgehenden Ermittlungen bis weit nach dem Börsengang gewartet haben? Die Behörde erklärt, sie habe das Aktiendebüt nicht beeinträchtigen wollen. So konnte Alibaba im September den größten Börsengang in der Geschichte stemmen und rund 25 Milliarden Dollar bei Investoren einsammeln. Aber warum lässt es die Behörde jetzt zum Eklat kommen?

Und auch Alibaba selbst muss sich fragen lassen, warum es die Untersuchung bisher verschwiegen hat? In dem Prospekt vor dem Börsengang war unter „Risikofaktoren“ nur vage davon die Rede, dass es immer wieder Vorwürfe wegen gefälschter Waren gebe - aber nicht, dass formelle Ermittlungen laufen. Ein US-Unternehmen hätte so etwas mitteilen müssen, sagen Experten. Das könnte Klagen nach sich ziehen.

Prompt sackte der Kurs der Alibaba-Aktien schon am Mittwoch, als die ersten Vorwürfe bekanntwurden, um 4 Prozent ab. Zu Handelsbeginn am Donnerstag sackte der Kurs dann um mehr als 9 Prozent unter die Marke von 90 Dollar ab. Jetzt herrscht Unsicherheit, wie sich der Kurs der Aktie in den nächsten Wochen entwickeln wird, falls der Druck der Aufsichtsorgane anhält oder die Kontroverse noch eskaliert.

Ein weiterer Kurseinbruch käme auch Yahoo! denkbar ungelegen. Der Internetkonzern hatte nur Stunden vor Bekanntwerden der Vorwürfe am Mittwoch angekündigt, seine knapp 40 Milliarden Dollar schwere Beteiligung an Alibaba auszugliedern und steuerfrei an seine Aktionäre weiterzugeben. Jetzt sind die Anteile weniger wert.

Die Beschuldigungen drehen sich nicht nur um Anbieter, die auf der Plattform gefälschte, verbotene oder illegal importierte Produkte anbieten. Sie richten sich auch gegen bestechliche Angestellte von Alibaba, wie die Behörde mitteilte. Es werde zugelassen, dass Händler ohne Lizenz tätig seien oder falsche Angaben über Produkte machten. Alibaba werfe einen Schatten auf die Branche, in der andere Internetunternehmen „legal agieren wollen“, hieß es spitz.

Anders als Taobao versuchte Alibaba-Gründer Jack Ma, der mit dem Börsengang zum reichsten Unternehmer Asiens aufgestiegen ist, mit versöhnlichen Tönen die Aufregung zu legen. „Raubkopien sind kein Problem, das durch Taobao geschaffen wurde, aber Taobao muss Verantwortung tragen und die Sache in Ordnung bringen“, sagte Ma nach Angaben chinesischer Medien. Eine 300-köpfige Arbeitsgruppe zum Kampf gegen Raubkopien wurde angekündigt.


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