Politik

EU-Abgeordneter: „Untersuchung zu Luxemburg Leaks wird blutig“

Lesezeit: 1 min
03.02.2015 23:32
Diese Woche entscheidet sich, ob es einen Untersuchungsausschuss in der Steuer-Affäre um Luxemburg geben wird. Kommt ein solcher zustande, könnte das immense Auswirkungen haben: Es werde sich so viel Blut auf dem Teppich finden, dass die Untersuchung niemand durchführen wollen würde, denn „niemand kann das hinterher reinigen.“, so ein EU-Abgeordneter.
EU-Abgeordneter: „Untersuchung zu Luxemburg Leaks wird blutig“

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Steuer-Skandal um Juncker und Luxemburg geht in die zweite Runde. Im vergangenen Monat waren ausreichend Unterschriften im EU-Parlament gesammelt worden, um einen Untersuchungsausschuss aufzustellen. Dabei soll dieser sich nicht nur um die Steuervergünstigungen für Unternehmen in Luxemburg kümmern, sondern auch um ähnliche Vorgehensweisen in anderen EU-Staaten. Am Donnerstag sollen die Fraktionsvorsitzenden des Europaparlaments und Parlamentspräsident Martin Schulz nun über den solchen Untersuchungsausschuss abstimmen und die Zusammensetzung eines solchen bestimmen. Erst dann kann im Plenum selbst – voraussichtlich kommende Woche – abgestimmt werden.

Bereits vergangene Woche hätte das entsprechende Mandat für einen Ausschuss schon vorliegen sollen, berichtet der EUObserver. Die Verzögerung wecke jedoch Skepsis unter den Grünen. Sie fürchten, dass versucht werde, das Mandat für den Ausschuss zu verwässern, um die Reichweite der Untersuchung zu begrenzen. Schließlich sei bisher nicht klar, wie umfangreich mögliche Untersuchungen sein könnten, was die Nervosität unter einigen potentiellen Schlüsselfiguren in dem Skandal erhöht, so der EUObserver. So sollen, falls es zu einem Untersuchungsausschuss kommt, auch die Finanzminister der Länder eingeladen werden. Eurogruppen-Chef Dijsselbloem und der Liberalen-Chef Guy Verhofstadt sind ebenfalls im Kreis der potentiell zu Befragenden.

Allein in den Niederlanden gibt es etwa 12.000 so genannte Briefkasten-Unternehmen, mit denen hunderte Milliarden Euro jedes Jahr am Fiskus vorbei geschafft werden können, so der EUObserver.  Der Ko-Vorsitzende der Grünen im EU-Parlament, Philippe Lamberts, rechnet deswegen mit großen politischen Auswirkungen, wenn der Ausschuss ins Leben gerufen werden sollte.  „Es wird sich so viel Blut auf dem Teppich finden, dass (die Untersuchung) niemand durchführen wollen wird, denn niemand kann das hinterher reinigen.“ Es  gab „schreckliche Steuer-Deals in Irland“, so Lamberts. Aber eben auch in den Niederlanden und in Luxemburg.

Die Praxis in Luxemburg hatte dazu geführt, dass multinationale Unternehmen sehr wenige Steuern zahlen mussten, in manchen Fällen sogar weniger als ein Prozent. Die gesetzlichen Regelungen für die Steuerpolitik wurden zu Zeiten Junckers als Premier in Luxemburg eingeführt. Ein Misstrauensvotum im EU-Parlament gegen Kommissionspräsident Juncker scheiterte jedoch. Der Vorschlag Junckers nach dem Bekanntwerden des Skandals, ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten, das die Mitgliedsstaaten verpflichte, automatisch Steuer-Informationen auszutauschen, wird von den Grünen im EU-Parlament kritisiert. So etwas existiere bereits in seiner Grundform seit 1977, so Lamberts. „Und es wurde 2012 in Gesprächen mit den Mitgliedsstaaten noch weiter ausgearbeitet“, zitiert ihn der Irish Examiner. „Aber die Kommission versagte darin, zu überprüfen, ob das auch umgesetzt werde.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nach vier Jahren: Castor-Transport erreicht Deutschland
20.11.2024

Nach vier Jahren hat erstmals wieder ein Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus dem Ausland Deutschland durchquert. Der Zug,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank-Aktie klettert: Einstieg bei KI-Start-up Aleph Alpha
20.11.2024

Das Heidelberger Start-up Aleph Alpha gilt als wichtiger Akteur in der deutschen KI-Branche. Jetzt investiert die Deutsche Bank in das...