Politik

Schäuble gibt Entwarnung: „Komme mit guten Nachrichten zum IWF“

Lesezeit: 2 min
05.10.2012 22:25
Bundesfinanzminister Schäuble sieht das Ende der Euro-Krise kommen. Er fahre mit guten Nachrichten zum Herbsttreffen des IWF nach Tokio. Schäuble sieht den europäischen Patienten auf dem Weg der Genesung: „Die Behandlung wirkt!“
Schäuble gibt Entwarnung: „Komme mit guten Nachrichten zum IWF“

Benachrichtigung über neue Artikel:  

„Die Behandlung wirkt!“ – mit der Nachricht wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zum Treffen des Internationalen Währungsfonds nach Tokio fahren. „Dieses Jahr werden meine europäischen Kollegen und ich als Überbringer besserer Nachrichten zum IWF-Gipfel kommen“, schreibt er in einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal. Zu dieser Überzeugung brächten ihn erste Erfolge und Tendenzen, die sich bereits jetzt, zwei Jahre nach Einsatz der europaweiten Reformen, abgezeichnet hätten.

So betrüge das Haushaltsdefizit der Eurozone dieses Jahr mit 3,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nur noch die Hälfte vom Stand 2009. Damit läge die Eurozone weit unter den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Japan. Innerhalb der letzten drei Jahre sei das strukturelle Defizit immerhin von 4,6 auf 2,1 Prozent gesunken, so Schäuble. Wichtiger aber sei der Rückgang des wirtschaftlichen Ungleichgewichts innerhalb der Eurozone. Nachdem jahrelang die Leistungsbilanzdefizite von Spanien, Portugal und Griechenland gewachsen seien, wären diese nun rapide gefallen. Dies beruhe nicht nur auf wachsenden Konsum und Importen, sondern auch auf zunehmenden Exporten. „Deutschland trägt seinen Teil dazu bei, in dem es immer stärker für seine europäischen Partner im Exportmarkt agiert“, schreibt Wolfgang Schäuble.

Schäuble sieht die Gründe für die Entstehung der Krise in wenigen Ursachen: So etwa in einer Dekade rückläufiger Wettbewerbsfähigkeit und in dem Rückgang der Staatsfinanzen einiger Mitgliedsländer. Möglich wäre dies durch die Spekulationsblase und ihr leicht verdientes Geld auf den zu wenig regulierten Finanzmärkten gewesen. Die Gegenstrategie dazu würde vier Punkte erfassen: Zum einen ein Reformprogramm auf Staatenebene zum Wiedererlangen der Wettbewerbsfähigkeit und der Aufstockung der Staatsgelder. Zum anderen durch Reformen in der Eurozone, wie die straffe Regulierung des Finanzsektors und die Errichtung von Rettungsfonds, um den Ländern kurzfristig bei Finanzschwierigkeiten auszuhelfen.

Die Staatsfinanzen in Europa würden sich quantitativ und qualitativ verbessern. Langfristig wären sie gekräftigt und nachhaltiger, argumentiert er. Dabei stützt er sich auf den letzten „Going for Growth“. Wenn die Krise aber durchgestanden sei, werden die Wirtschaften stärker daraus hervorgehen und neue Arbeitsplätze generieren. „Nach zwei Jahren gemeinsamer Anstrengungen wird deutlich, dass die Strategie aufgeht und trotz Gegenwind erste Früchte trägt“, konstatiert der Bundesfinanzminister. Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht das allerdings ganz anders: BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber sagt im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Die Staaten sind finanziell faktisch nicht mehr handlungsfähig.“ (das ganze realistische Interview - hier).

Kurz geht er auch auf die Krisenopfer ein: „Die großen Opfer die überall in Europa gebracht wurden, sind nicht zu überschätzen. Aber diese Opfer wären hinfällig, wenn wir jetzt wanken und zu den Wundermitteln zurückfallen würden. Schuldenumschichtung, leicht verdientes Geld und Konjunkturpakete sind Beruhigungsmittel, aber giftig.“

Zum Schluss zieht er das Fazit: „Die Krise bedeutet nicht nur eine Lehrstunde für uns Europäer. Wie die physikalischen Gesetze gelten Wirtschaftsgesetze für uns alle.“ Die allgemeingültige Lehre „unserer Krise“ sei es, dass das Vertrauen, insbesondere das Vertrauen in Märkte, „nicht dehnbar ist und zurückschnellt. Es kann brechen.“ Und wenn es das tut, ist es schwer zu reparieren, warnt Schäuble. „Die Krise sollte ein Weckruf für die amerikanischen und asiatischen Regierungen sein, wo die Staatsschulden unerhörte Ausmaße angenommen haben. Sie müssen einen sicheren Weg finden und diesen dann verfolgen.“



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...