In der Ostukraine wird Augenzeugen zufolge die Evakuierung der umkämpften Ortschaft Debalzewe vorbereitet. Am Freitag rollten demnach von zwei Seiten aus Buskonvois auf die Stadt im Osten des Landes zu. Regierungstruppen und Rebellen vor Ort schienen sich auf eine Waffenruhe verständigt zu haben, um Zivilisten in Sicherheit bringen zu lassen. Reuters-Reporter berichteten, Rebellen und OSZE-Beobachter begleiteten rund 30 leere Busse, die sich von Westen aus nach Debalzewe auf den Weg machten. Eine ähnliche Kolonne fuhr demnach unter der Eskorte ukrainischer Regierungssoldaten von Osten her auf den Ort zu, der wegen seiner strategischen Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt seit Wochen umkämpft ist.
Nach Angaben der Rebellen trat am Morgen ein vorübergehender Waffenstillstand in Kraft, der Augenzeugen zufolge zunächst auch eingehalten wurde. Das ukrainische Militär bestätigte jedoch nicht, dass es eine offizielle Verabredung gebe.
Die Rebellen haben die Stadt wohl umzingelt. In der Stadt befinden sich noch zahlreiche Soldaten. Über die Anzahl der Soldaten gibt es keine gesicherten Angaben. Debalzewo verbindet zwei Rebellen-Gebiete und ist wichtig für den Güterverkehr aus Russland. „Sollten die Rebellen die Stadt einnehmen, wäre das ein weiterer Rückschlag für das ukrainische Militär“, so der ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.
Die Evakuierung von Debalzewe nahe Donezk begann wenige Stunden vor einem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande in Moskau. Sie wollen in einem Gespräch mit Präsident Wladimir Putin sondieren, ob ein neuer Friedensprozess angestoßen werden kann. Dazu sollen bereits ranghohe Beamte in Deutschland an einem Friedensplan mit Gebietsgewinnen für die Rebellen arbeiten. Am Donnerstag waren sie bereits überraschend zu einer Unterredung mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nach Kiew gereist.
Beobachter von Menschenrechtsorganisationen haben in der Ostukraine zudem Überreste von Streubomben gefunden. Diese Waffen sind international geächtet, da sie für die Zivilbevölkerung enorm gefährlich sind.