Im globalen Wettbewerb, wer der beste Retter in der Schuldenkrise sei, kämpft der Internationale Währungsfonds (IWF) nun offenbar um seine Reputation: Die Nummer 2 des IWF, David Lipton, sagte in Tokio, dass seine Organisation bereitstehe, den Europäern zu helfen.
Nachdem der IWF bisher vor allem die Rolle der Überwachung übernehmen wollte und speziell von den Amerikanern gebremst wurde, mehr Geld nach Europa zu transferieren, scheint sich nun die Auffassung durchzusetzen, dass das Geld vom IWF am ehesten geeignet ist, den internationalen Kapitalmärkten im globalen Bailout-Business gute Profite zu verschaffen. Wohl auch, weil die US-Präsidentschaftswahlen bald vorüber sind und daher das Thema Euro-Rettung nicht mehr für den Wahlkampf benötigt wird, sagte Lipton, dass der IWF neben der Überwachung auch andere Hilfen zur Verfügung stellen könne. Einem Bericht des WSJ zufolge könnten diese sehr wohl auch neue Kredite für die Euro-Staaten sein.
In Europa hält sich die Begeisterung über Bailouts indes in Grenzen: Spanien weigert sich beharrlich, den Bailout anzumelden, auch Slowenien versucht, über eigenverantwortete Sparmaßnahmen einer IWF-Mission zu entkommen (hier). Der ungarische Premier Victor Orban schaltet sogar Anti-IWF-Anzeigen in den Zeitungen, obwohl Ungarn ohne IWF-Gelder keine Chance hat, der Pleite zu entgehen.
Bei den Europäern dürfte sich jedoch nicht zuletzt durch das Beispiel Griechenlands (hier) herumgesprochen haben, dass der IWF im Haus keine besonders angenehme Sache ist. Der IWF agiert stark im Interesse der Kapitalmärkte und wird immer noch dominiert von US-Interessen (hier). Afrika (hier) und Asien (hier) haben die Erfahrung gemacht, dass IWF-Missionen zum massiven Verlust von Souveränität und Wohlstand geführt haben – weil der IWF sich immer stärker von einer fördernden Organisation zu einer Art globalem Inkasso-Unternehmen entwickelt hat (hier).