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Rüstungsindustrie ist nicht sexy: Fusion von EADS und BAE geplatzt

Die Fusionspläne der Luft- und Raumfahrtunternehmen BAE und EADS sind nach heutigen Verhandlungen gescheitert. Grund dafür war der politische Widerstand: Großrbitannien, Frankreich und Deutschland konnten zu keiner Einigung über ihren zukünftigen Einfluss finden. Auch die Großaktionäre standen der Fusion kritisch gegenüber.
10.10.2012 14:54
Lesezeit: 2 min

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Erst am Montag hatten sich Frankreich und Deutschland zunächst geeinigt, sich im Falle einer Fusion der beiden Rüstungskonzerne mit jeweils 9 Prozent zu beteiligen (hier). Doch nun ist die Fusion vom Tisch. Es sei in den Fusionsgesprächen deutlich geworden, dass die Interessen der beteiligten Parteien nicht in Einklang gebracht werden konnten, hieß es in der entsprechenden Mitteilung der beiden Konzerne. „Es ist natürlich schade, dass wir keinen Erfolg hatten, aber ich bin froh, dass wir es versucht haben“, wird EADS-Chef Tom Enders in der Mitteilung zitiert.

Besonders der Streit über die jeweiligen Anteile der Staaten konnte nicht beigelegt werden. Hauptverantwortlicher für die gescheiterten Gespräche soll die deutsche Regierung sein. Die Bundesregierung war besorgt, dass Frankreichs Anteile zukünftig die Anteile Deutschlands überschreiten könnte. Großbritannien wollte indes die Anteile der beiden Staaten auf jeweils 9 Prozent begrenzen. „Wir sind natürlich enttäuscht, keine Einigung mit unseren verschiedenen Regierungen erreicht zu haben", wird BAE-Chef Ian King in der gemeinsamen Mitteilung zitiert. „ Wir glauben, dass die Fusion eine einmalige Gelegenheit (...)  gewesen wäre, zwei unterschiedliche Weltklasseunternehmen zusammenzuführen, um einen Weltmarktführer in der Luftfahrt-, Verteidigungs- und Sicherheitsbranche zu schaffen“, fügte er hinzu.

Auch der Vorschlag beider Unternehmen, den drei Staaten und Großaktionären im Falle der Fusion das Mitspracherecht auf ein Veto zu beschränken, schlug fehl. Ein weiterer Streitpunkt war im Übrigen der zukünftige Standort des Unternehmensriesen, den die britische und französische Seite ungern in München gesehen hätten.

Gemeinsam wären EADS und BAE mit rund 75 Milliarden Euro Umsatz und über 220.000 Beschäftigten in direkte Konkurrenz zu den Mitbewerbern Boeing und Lockheed Martin getreten. Aber die Gespräche wurden heute Nachmittag aufgrund mangelnder Perspektive beendet, obwohl bis zum Abend die Möglichkeit bestanden hätte, die Verhandlungen um weitere 28 Tage zu verlängern.

Der geplatzte Deal zwischen EADS und BAE wird nicht zuletzt wieder auf die KfW zurückfallen. Erst Mitte September stellte der Bund in Aussicht, die Anteile Daimlers und des Finanzkonsortiums Dedalus über die KfW aufzukaufen zu wollen, weil Daimler keinen privaten Abnehmer für seine Anteile an dem Rüstungskonzern EADS finden konnte (hier).Durch die gescheiterte Fusion wird es nun erst recht schwer sein, private Investoren für EADS zu finden, so dass der Bund über die KfW tatsächlich die Anteile Daimlers und der Banken an sich nehmen wird. "Die Bundesregierung wird unter anderem auch die Verhandlungen zur Übernahme von Anteilen von Daimler durch die KfW fortsetzen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Die Bundesregierung habe volles vertrauen in die unternehmerische Führung von EADS, ergänzte Seibert. Damit geht die verdeckte staatliche Subventionierung des Konzerns also weiter.

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