Finanzen

Banken-Krach: EU unterstützt Österreich beim Aushebeln von Staatsgarantien

Lesezeit: 2 min
07.03.2015 00:32
Die Europäischen Bankenaufsicht EBA unterstützt offenbar die Rechtsauffassung der Republik Österreich, wonach die staatlichen Garantien für Gläubiger bei der Skandalbank Hypo Alpe Adria (HGAA) wertlos sind. Macht das Beispiel Schule, könnten öffentliche Banken in ganz Europa in ernste Schwierigkeiten bei der Finanzierung geraten.
Banken-Krach: EU unterstützt Österreich beim Aushebeln von Staatsgarantien

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Zahlungsstopp der Hypo-Bad-Bank könnte auch Gläubiger treffen, die Anleihen mit Landesgarantien halten. Die EU hat überraschend signalisiert, dass diese Anleihen trotz der Garantien „nicht als besicherte Forderungen“ zählen. Konkret geht es um elf Milliarden Euro an Landesgarantien für die ehemalige Kärntner Bank.

Die Hypo-Gläubiger kommen seit der Entscheidung der österreichischen Regierung, ein Schuldenmemorandum für die Hypo-Bad-Bank Heta zu verhängen, nicht mehr an ihr Geld. Das wirft vor allem für jene Fragen auf, die vorrangige Anleihen mit Kärntner Landesgarantien halten. Auch sie sind vorerst von Rückzahlungen ausgeschlossen. Die EU signalisiert in einer ersten Analyse Zustimmung für dieses Vorgehen. Das berichten österreichische Medien.

Bei der Abwrackung der Hypo könnte eigentlich die seit Jahresbeginn gültige EU-Bankenabwicklungsrichtlinie (BRRD) zum Tragen kommen. Die besagt, dass Eigentümer und Geldgeber der Banken bei der Rettung ihres Instituts als Erste zur Kasse gebeten werden – es tritt also ein Bail-in-Mechanismus in Kraft. Zudem muss nach den neuen Regeln der EU-Richtlinie ein EU-Staat die EU-Kommission nicht mehr im Voraus über die Bankenabwicklung informieren, Es reicht, wenn im Nachhinein Bericht erstattet wird. Dafür gibt es auch keine Fristen.

In der EU-Richtlinie gibt es allerdings eine Einschränkung für den Haircut: Das Bail-in-Instrument kann nicht auf Forderungen angewendet werden, die „abgesichert, besichert oder auf andere Art und Weise garantiert sind“. Doch die umstrittenen Kärntner Garantien werden nun plötzlich nicht als formal gültige Besicherungen betrachtet, gab die Europäische Bankenbehörde (EBA) Anfang Februar bekannt - und stützte damit den Versuch der österreichischen Bundesregierung, die Haftung durch einen Trick außer Kraft zu setzen. Die Auskunft sei aber nicht rechtsverbindlich, schränkte die EBA ein.

Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling meldete am Dienstag jedenfalls Zweifel an, ob die Landesgarantien überhaupt zum Tragen kommen. Ziel sei, aus diesen Haftungen „herauszukommen“, sagte er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Er glaube nicht, dass sie in irgendeiner Weise schlagend würden. Gelingen könnte das etwa mit einem Rückkauf bestehender Anleihen, deutete Bundeskanzler Werner Faymann an. Dies sei Teil der Verhandlungen mit den Gläubigern.

Die Analyse der EU-Kommission bedeutet auch, dass die mit Haftungen besicherten Anleihen geschnitten werden können. Konkret geht es um elf Milliarden Euro an Landesgarantien für die ehemalige Kärntner Bank. Doch mit dem neuen Abwicklungsgesetz Basag und dem Zahlungsstopp gehen die Gläubiger vorerst leer aus, berichtet Der Standard (ein sehenswertes Video, das den Hypo-Skandal in fünf Minuten erklärt, am Anfang des Artikels).

Einer dieser Gläubiger ist die staatliche NRW.Bank. Die Bank besitze vorrangige Anleihe der Hypo, erklärte das Düsseldorfer Geldhaus am Freitag. Laut WDR geht es um Bonds im Wert von 276 Millionen Euro.

Der österreichische Versicherungskonzern Uniqa prüft bereits rechtliche Schritte gegen den Rückzahlungsstopp für Hypo-Anleihen. Uniqa sei derzeit mit 25 Millionen Euro in Anleihen investiert, die von dem Schuldenmoratorium betroffen seien, sagte Firmenchef Andreas Brandstetter am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz.

Neben den Anleihegläubigern will Österreich auch die ehemalige Hypo-Mutter BayernLB zur Kasse bitten: Sie hat immer noch über zwei Milliarden Euro in dem Institut stecken. Gerichte versuchen gerade zu klären, ob es sich dabei um Kredite oder Eigenkapitalspritzen der früheren Mutter handelt.

Der Banken-Spezialist Achim Dübel sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten im Interview: „Die Gläubiger, die bei früherer Aufdeckung der Verluste die Eigentümer der Heta geworden wären, sind nun schlechter gestellt. Die Republik spielte sich bei den Verkäufen und Abspaltungen als Eigentümer der Bank auf, der sie materiell nicht war, weil ihre bilanzierte Eigenkapitalposition nicht durch Aktiva gedeckt war. Die FMA als Abwickler konnte zwar schon damals theoretisch in eine eigenkapitalgleiche Rolle einspringen, hatte aber vor der Umsetzung der Direktive zum 1.1.15 noch nicht das volle Instrumentarium zur Hand.“

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...