Politik

Ukraine verhandelt mit Russland über Schuldenschnitt

Die Ukraine verhandelt mit ihren Anleihen-Gläubigern über einen Schuldenschnitt, den unter anderem die EU-Bürger finanzieren müssten. Der US-Vermögensverwalter Franklin Templeton ist der größte Gläubiger. Doch auch Russland hat drei Milliarden Dollar in ukrainische Staatsschulden investiert und lehnt einen Schuldenschnitt ab.
13.03.2015 22:00
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die ukrainische Regierung wird am Freitag Gespräche mit ihren Anleihen-Gläubigern über einen möglichen Schuldenschnitt führen. Die Investoren sollen bereit sein, einen Schuldenschnitt von 40 bis 50 Prozent zu akzeptieren, wenn dadurch eine Zahlungsunfähigkeit der Ukraine abgewendet werden kann, berichtet die Financial Times.

Allerdings dürfte eine Erleichterung bei der Schuldenlast des Landes nur möglich sein, wenn der Kreml kooperiert. Russland ist einer der größten Anleihen-Gläubiger der Ukraine. Doch Kiew will Moskau keine speziellen Vorrang bei den Verhandlungen zur Schulden-Restrukturierung einräumen. Der größte Gläubiger der Ukraine ist der US-Vermögensverwalter Franklin Templeton. Seit 2010 hat das US-Unternehmen über sieben Milliarden Dollar in ukrainische Staatsanleihen investiert (Video am Anfang des Artikels).

Doch einige Finanz-Analysten sind der Ansicht, dass es keinen Schuldenschnitt geben wird. Stattdessen sollen die Schulden-Tilgungstermine zeitlich auseinandergezogen werden, sagt der ehemalige ING-Banker Robert Grant. Schließlich habe es auch bei vergangenen Schulden-Restrukturierungen keinen Schulden-Schnitt gegeben.

Die Ukraine muss im aktuellen Jahr Auslandsschulden von etwa acht Milliarden Dollar begleichen. Davon entfallen drei Milliarden auf Russland als Gläubiger. Im vergangenen Monat sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow, dass Russland die drei Milliarden Dollar bereits in das aktuelle Haushaltsbudget aufgenommen habe. Offenbar wird Russland auf einer Auszahlung der Summe beharren.

Währenddessen hat sich der IWF bereit erklärt, der Ukraine Kredite im Volumen von 17,5 Milliarden Dollar zu gewähren. Die erste Tranche in Höhe von fünf Milliarden Dollar wurde dem überschuldeten Land bereits zur Verfügung gestellt. Die IWF-Kredite sind Teil eines größeren internationalen Kredit-Pakets in Höhe von 40 Milliarden Dollar. Konkret hat der IWF seine bisher eher für kurzfristige Zahlungsprobleme ausgelegten Hilfen (Stand-By-Arrangement) umgewandelt in ein langfristiger angelegtes Programm (Extended Fund Facility). Damit erhält die Ukraine auch einen Zugriff auf europäische Steuergelder.

Denn Über die Extended Fund Facility wird Kiew Kredite von der EU, den USA, der Weltbank und dem IWF, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und der Europäischen Investitionsbank (EIB) erhalten.  Die ukrainische Finanzministern Natalia Jaresko hatte am Dienstag Waffen-Käufe im Wert von 3,8 Milliarden Dollar angekündigt. Die Rüstungs-Deals sollen über die frischen Kredite finanziert werden.

Der Investor David Zervos von Jeffries warnte im vergangenen Jahr vor neuen Krediten an die Ukraine: „Man sollte sich nicht täuschen: Auch eine pro-EU-Regierung wird von korrupten Individuen geleitet. Das Land bleibt funktionsgestört.“ Zervos ist der Auffassung, dass das insolvente Land jetzt einen Schuldenschnitt braucht: „Wenn die pro-EU-Politiker intelligent wären, würden sie jetzt die Schulden wegblasen und einen radikalen Schuldenschnitt durchführen. Sie können dann die alte Garde für das Desaster verantwortlichen machen und neu starten“, schreibt Zervos in einem Brief an seine Investoren.

Doch ausländische Investoren wie George Soros fordern eine Rettung des Landes mit EU-Steuergeldern. Denn auch Soros hat in ukrainische Schuldpapiere investiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...