Finanzen

Österreich will Staats-Garantien für Hypo-Gläubiger aushebeln

Lesezeit: 2 min
18.03.2015 00:08
Um die Landesgarantien Kärntens für die Hypo-Papiere zu umgehen, sollen diese für erloschen erklärt werden. Denn wenn es keine Hypo-Anleihen mehr gebe, könne Kärnten auch nicht mehr dafür haften. Österreich folgt damit dem Beispiel von Victor Orban in Ungarn, der die Banken ebenfalls durch neue Gesetze rasiert hatte. Die EZB schlägt sich auf die Seite Österreichs und erklärt, dass auch Geschäfte mit Staaten eben nicht risikofrei seien.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das Bundesland Kärnten zweifelt seine milliardenschweren Verpflichtungen für die ehemalige Hypo Alpe Adria an. Die Landesregierung lasse prüfen, ob die mittlerweile noch 10,2 Milliarden Euro umfassenden Garantien „überhaupt rechtsgültig sind“, erklärte sie am Dienstag. „Wenn es tatsächlich eine Chance gibt, das Damoklesschwert der Haftungen über Kärnten zu entfernen, dann werden wir sie auch ergreifen“, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser. Das Bundesland steht aufgrund der Hypo-Garantien am Rand der Pleite und musste bereits bei der österreichischen Bundes-Schuldenagentur ÖBFA um Kredite ansuchen.

Vor kurzem hatte die Ratingagentur Moody's die Hypo-Gläubiger gewarnt, die Haftungen könnten wertlos sein. Österreich könnte sich im Zuge der neuen EU-weiten Bankenabwicklungsregeln entschließen, Hypo-Anleihen einfach für erloschen zu erklären und damit auch die Garantien für die Papiere aushebeln. Denn wenn es keine Hypo-Anleihen mehr gebe, könne Kärnten auch nicht mehr dafür haften. Das österreichische Gesetz lasse solche Schritte zu, erklärte Moody's. Die EU unterstützt das Aushebeln der Staatsgarantien sogar.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Österreich mit einem Sondergesetz manche Hypo-Anleihen für erloschen erklärt. Nach Einschätzung Österreich sind auch die Landeshaftungen für die Papiere damit gegenstandslos. Den Fall prüft derzeit der Verfassungsgerichtshof in Wien. Die Hypo hatte sich mit einer massiven Expansion am Balkan verspekuliert und soll nun über eine staatliche Bad Bank mit dem Namen Heta abgewickelt werden (Video am Anfang des Artikels). Die Kosten dafür will der Eigentümer Österreich jedoch nicht mehr allein tragen und stattdessen die Gläubiger des Instituts zur Kasse bitten

Für die Hypo-Investoren - unter ihnen viele deutsche Finanzhäuser - wäre das ein weiterer Rückschlag: Sie hatten Hypo-Anleihen im Vertrauen auf die Garantien Kärntens gekauft, die bis 2017 auslaufen. Die deutschen Banken besitzen rund 40 Prozent jener Hypo-Papiere, deren Rückzahlung Anfang des Monats durch Österreich gestoppt wurde.

Mittlerweile mussten zahlreiche Landesbanken Milliarden abschreiben. Mittlerweile musste mit der Düsseldorfer Hypo sogar das erste Institut von der Einlagensicherung gerettet werden. Das sorgt für Unruhe auf den internationalen Finanzmärkten.

Die deutschen Banken müssen sich wegen des Schuldenmoratoriums der Hypo auf große Belastungen einstellen. „Das ist ein starker Einschlag“, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret am Dienstag auf einer Branchenkonferenz in Frankfurt. Die Situation sei für einzelne Institute sehr schmerzhaft, allerdings sei deshalb keine einzige deutsche Bank gefährdet. Den Geldhäusern, die nun wegen der Hypo-Bonds Abschreibungen vornehmen müssen, wolle er keine Vorwürfe machen, betonte Dombret. „Das ist ein Vorfall, der unerwartet gekommen ist und so auch nicht erwartet werden konnte von den Marktteilnehmern.“

BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer warnte, das Vorgehen Österreichs bei der Hypo gefährde das Vertrauen in europäische Regierungen. „Österreich ist oder war zumindest ein Land, das hohes Ansehen genossen hat.“

Die oberste Bankenaufseherin der EZB, Daniele Nouy, sagte, der Fall Hypo Alpe Adria zeige, dass es keine risikofreien Anlagen gebe. Sie könne den Banken deshalb nur raten, nicht zu viel Geld in einer Region oder einem Bereich zu investieren.


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...