Politik

Griechenland: Jüdische Gemeinde hofft auf Entschädigung aus Deutschland

Fast alle Juden der griechischen Gemeinde Thessaloniki sind nach Auschwitz deportiert wurden. Nun soll für sie eine Gedenkstätte errichtet werden. Die jüdische Gemeinde hofft, dass ein Großteil der Kosten von Deutschland übernommen werden.
26.03.2015 00:17
Lesezeit: 1 min

20 Millionen Euro soll das geplante Holocaust-Gedenk-Projekt in Griechenland kosten. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki, David Saltiel, rechnet mit Geldern aus Deutschland für den Bau. Er sieht es als eine Art Entschädigung für die Gräueltaten der Nazis an den Juden, schreibt die Newsweek. Zumal die Juden von Thessaloniki das Geld für die Zugfahrt selbst bezahlen mussten, als sie 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Der jüdischen Gemeinde in Thessaloniki liegen insgesamt sieben Belege vor, die Zahlungen in Höhe von einer Milliarde Drachmen zwischen November 1942 und Januar 1943 aufweisen.

„Wir denken, dass dies eine große Chance ist“, so Saltiel. „Denn, wenn die Bundesregierung beschließt, helfen zu wollen, wäre es ein sehr glücklicher Zufall, wenn das Geld für diesen Zweck genutzt werden würde.“ 1990 hatte die Gemeinde schon einmal einen Antrag auf Rückzahlung gestellt, dieser wurde aber abgelehnt. Das Geld könne, so Saltiel, die 50.000 Juden nicht nach Thessaloniki zurückbringen, aber es sei eben eine moralische Frage. Mit dem Premier Tsipras habe man sich nach vor seinem Treffen mit Angela Merkel schon getroffen. Saltiel hofft, dass Tsipras seine Gemeinde bei ihrem Ersuchen unterstützt.

„Fünf Jahrhunderte lang stellten die Juden in Thessaloniki fast 50 Prozent der „Bevölkerung“, sagte David Saltiel in einem früheren Interview mit der Athener Zeitung. 1943 belief sich die Anzahl der Gemeindemitglieder auf ca. 50.000 Juden.“ Fast alle waren deportiert worden.

Das neue Gedenkprojekt soll auf einem Areal von 15.000 Quadratmetern entstehen, auf dem Bahnhof, den dem aus die Juden 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Ein Denkmal, eine Art Bildungseinrichtung und ein Menschenrechtszentrum sollen entstehen. Ein Museum und ein kleines Holocaust-Denkmal gibt es bereits in Thessaloniki.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.