Politik

Iran gegen US-Tricks: Atom-Deal nur mit Ende der Sanktionen

Lesezeit: 2 min
09.04.2015 17:49
Der Iran will sich nicht auf Tricks beim geplanten Atom-Deal einlassen: Nur wenn am selben Tag alle Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden, werde man einen Vertrag unterzeichnen, sagte der oberste religiöse Führer, Ajatollah Chamenei. Möglicherweise hat die EU durch ihr ungeschicktes Vorgehen die neuerliche Verhärtung ausgelöst: Brüssel hat unmittelbar nach der Einigung in Lausanne die Sanktionen gegen Teheran überraschend verschärft.
Iran gegen US-Tricks: Atom-Deal nur mit Ende der Sanktionen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Irans oberster religiöser Führer Ajatollah Ali Chamenei hat in seiner ersten Stellungnahme zur Grundsatzeinigung im Atomstreit mit dem Westen ein umfassendes Abkommen grundsätzlich befürwortet. Allerdings sei ein endgültiger Erfolg noch nicht sicher. «Was bisher erreicht wurde, garantiert weder ein umfassendes Abkommen noch dessen Inhalt und noch nicht einmal, dass die Verhandlungen zu einem Erfolg führen und Früchte tragen werden», schrieb er auf Twitter. Eine Verlängerung der Ende Juni endenden Frist für ein umfassendes Abkommen sei denkbar. Ähnlich äußerte sich auch Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi.

«Ein gutes Abkommen ist wichtiger als eine Frist einzuhalten», sagte Araghchi in einem Live-Interview mit dem Nachrichtensender IRINN. Ob eine Verlängerung notwendig werden könnte, sei derzeit aber nicht zu sagen, betonte die Nummer zwei in der iranischen Atomdelegation. Zugleich warnte er vor einer Überbewertung des vergangene Woche erreichten Rahmenabkommens. «Die Einigung ist definitiv noch kein Abkommen, es sind nur Eckpunkte, die bis Juni ausgearbeitet werden müssen», sagte er.

Chamenei nannte Bedingungen für eine endgültige Einigung. Die Aufhebung der gegen sein Land verhängten Sanktionen müsse sofort mit der möglichen Unterzeichnung des geplanten umfassenden Abkommens Ende Juni beginnen. Die Sanktionen dürften «nicht schrittweise, erst recht nicht in sechs Monaten» aufgehoben werden, sagte er.

Möglicherweise kommt der scharfe Ton wegen einer diplomatische Ungeschicklichkeit der EU: Die EU hat nämlich unmittelbar nach dem ersten Frühling in den Beziehungen zwischen dem Iran und dem Westen neue Sanktionen beschlossen, die sich gegen die zweitgrößte iranische Bank und 32 Reedereien richten. Die Reedereien sind fast alle in Hamburg registriert und gehören der Islamic Republic of Iran Shipping Lines (IRISL). Das geht aus einem Gesetzesblatt des Europäischen Rats hervor.

Chamenei hat laut Verfassung das letzte Wort in allen strategischen Belangen. Sein bisheriges Schweigen zu der Atomeinigung von Lausanne war deshalb mit Sorge beobachtet worden. Auch das von Konservativen dominierte Parlament in Teheran sowie die sonst reformkritischen Revolutionsgarden haben Präsident Hassan Ruhani und seinem Atomteam ihre Unterstützung zugesichert. Bis Ende Juni soll ein umfassendes Abkommen vereinbart werden.

Nach der Grundsatzeinigung vergangene Woche in der Schweiz kursieren widersprüchliche Versionen über die Frage, wann die Sanktionen aufgehoben werden sollen. Aus westlichen Verhandlungskreisen heißt es, die Sanktionen sollten schrittweise aufgehoben werden. Zunächst müsse der Iran seine technischen Verpflichtungen erfüllen und sein Atomprogramm zurückfahren. Teheran aber sagt, die Sanktionen sollten parallel mit der Umsetzung der technischen Vorgaben entfallen.

Der Iran und die UN-Vetomächte sowie Deutschland hatten sich vergangenen Donnerstag in Lausanne in einem Rahmenabkommen auf Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen des iranischen Atomprogramms geeinigt. Im Gegenzug sollen Sanktionen aufgehoben werden. Bis zum 30. Juni soll ein umfassendes Abkommen erreicht werden. Der Westen will sicher stellen, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...