Politik

Ungarn: Jobbik gewinnt Nachwahl gegen Orbán-Partei

Lesezeit: 1 min
13.04.2015 15:33
Ungarns Oppositionspartei Jobbik hat bei der Nachwahl ein Direktmandat für das ungarische Parlament gewonnen. Der Wahlbezirk galt bislang als eine Hochburg der regierenden Fidesz-Partei von Ministerpräsident Orbán.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Ungarns rechtsradikale Oppositionspartei Jobbik hat erstmals ein Direktmandat für das ungarische Parlament gewonnen. Ihr Kandidat Lajos Rig setzte sich am Sonntag bei einer Nachwahl im westungarischen Kreis Tapolca durch, wie es am Montag in Budapest hieß. Der Wahlbezirk galt bislang als eine Hochburg der regierenden Fidesz-Partei von Premier Viktor Orbán. Den Stimmenzuwachs für Jobbik führen Politologen auf unpopuläre Maßnahmen der Regierung zurück.

Nach Auszählung von 99,13 Prozent der Stimmzettel lag der Jobbik-Kandidat mit 35,27 Prozent der Stimmen vorne. Damit erhielt er nur 261 Stimmen mehr als sein Gegenkandidat von der Regierungspareti Fidesz, Zoltán Fenyvesi, der 34,38 Prozent erreichte. Die Nachwahl war wegen eines Todesfalls notwendig geworden.

Orbán hatte sich im Wahlkampf persönlich eingesetzt. Dabei hatte er betont, dass er wie bisher weiterregieren werde, egal wie die Wahl in Tapolca ausgehe. „Manchmal kommt es vor, dass der Fußball an der Latte abprallt“, sagte Orbán am Montag zum Wahlergebnis.

Die wichtige Zweidrittelmehrheit im Parlament hatte Fidesz bereits im Februar bei einer ähnlichen Nachwahl im Kreis Veszprem eingebüßt.

„Die Stimmung in Ungarn zeigt einen Regierungswechsel an und mit Jobbik hat Ungarn schließlich die Kraft, um die Regierung zu verändern“, zitiert die Financial Times den Jobbik-Führer Gabor Vona.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, warnt vor einem Erstarken von Jobbik. „Wenn die Welt heute auf Ungarn schaut, sieht sie Jobbik. Sie sieht eine extremistische Partei, die Hass fördert“, sagte Lauder am Sonntag vor Demonstranten in Budapest, wie der WJC mitteilte.

Etwa 560.000 ungarische Juden wurden im Holocaust ermordet. Die meisten wurden nach Auschwitz deportiert, viele aber auch am Budapester Donauufer erschossen. An sie erinnert dort ein Monument aus nachgebildeten Schuhen. Vor einem Monat hatte der Jobbik-Politiker Gergely Kulcsar darauf gespuckt. „Niemand darf in diese Schuhe spucken“, sagte der WJC-Präsident Lauder jetzt dazu. Lauder betonte, die etwa 100.000 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde Ungarns werde das Land nicht verlassen: „Wir sind hier. Wir sind lebendig. Und hier werden wir bleiben.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...