Finanzen

Banken-Krach in Österreich: EZB stimmt Europas Banken auf hohe Verluste ein

Die EZB erwartet hohe Verluste für die europäischen Banken aus dem Debakel um die Hypo Alpe Adria. Nachrangige Gläubiger müssten sich sogar auf den Total-Verlust ihrer Investments einstellen.
14.04.2015 23:47
Lesezeit: 2 min

Die Europäische Zentralbank (EZB) drängt die ihr unterstellten Banken zu hohen Abschreibungen auf ihr Engagement bei der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria Hypo. Den Geldhäusern sei nahegelegt worden, Anleihen und Kredite an die Hypo-Bad-Bank Heta, die vom Bundesland Kärnten garantiert sind, um mindestens 50 Prozent ihres Nominalwertes nach unten zu korrigieren, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dies habe die EZB den Geldhäusern in einem Brief vor Ostern geschrieben.

Deutschen Banken drohen damit weitere Wertberichtigungen: Finanzkreisen zufolge haben viele Institute, die Belastungen bereits Ende 2014 verbucht hatten, lediglich rund ein Drittel auf die Bonds abgeschrieben. Geldhäuser, die erst im ersten Quartal 2015 Wertberichtigungen vornehmen, werden nun vermutlicht mindestens 50 Prozent abschreiben. Bei der Commerzbank, die Heta-Bonds über rund 400 Millionen Euro besitzt, dürfte das den Gewinn Finanzkreisen zufolge deutlich drücken. Das Institut wollte sich dazu nicht äußern. Bei nachrangigen Anleihen ohne Staatsgarantien habe die EZB sogar Abschreibungen um mindestens 95 Prozent gefordert, berichtete das Handelsblatt. Die EZB wollte sich dazu nicht äußern.

Deutsche Geldinstitute hatten Ende 2014 nach Angaben von Bundesbankvorstand Andreas Dombret 5,6 Milliarden Euro bei der Heta im Feuer. Die Banken müssen sich nun überlegen, wie sie auf die Vorgaben der EZB-Bankenaufseher reagieren. Laut "Handelsblatt" haben sie dazu bis Ende April Zeit. Insider gehen davon aus, dass die meisten Geldhäuser der Empfehlung der EZB folgen werden. Falls die Banken geringere Abschreibungen vornehmen wollen, müssen sie der EZB schriftlich darlegen, warum sie zu einer anderen Einschätzung kommen.

Bundesbank-Vorstand Dombret hat die Banken bereits vor wenigen Tagen auf hohe Verluste aus ihrem Heta-Engagement eingestimmt. "Es ist ratsam und empfehlenswert dafür Vorsorge zu treffen, und wenn ich das zu beziffern hätte, würde ich sagen, das sollten mindestens 50 Prozent Vorsorge für potenzielle Verluste sein", sagte er in einem Interview.

Die Hypo Alpe Adria hat sich mit einer massiven Expansion auf dem Balkan verspekuliert. Ihr Wachstum hatte sie jahrelang mit Hilfe günstiger Garantien des Bundeslandes Kärnten finanziert - ähnlich wie deutsche Landesbanken. Zuletzt lagen die Haftungen Kärntens bei 10,2 Milliarden Euro - und übersteigen damit bei weitem das Jahresbudget das Landes von gut zwei Milliarden Euro. Es ist unklar, ob das Bundesland zu seinen Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern steht. Für diese ist das ein Affront, schließlich hatten sie die Papiere im Vertrauen auf die Garantien gekauft.

Österreich hat das Institut bislang mit Hilfen von 5,5 Milliarden Euro über Wasser gehalten. Österreich will die Kosten für die Abwicklung der ehemaligen BayernLB -Tochter aber nicht allein dem Steuerzahler aufbürden und auch die Gläubiger des Instituts zur Kasse bitten. Bereits 2014 beschloss Österreich in einem Sondergesetz einen Sanierungsbeitrag der BayernLB und anderer Gläubiger. Dagegen gibt es bereits Klagen. In diesem Frühjahr hat die Hypo, die über die staatliche Bad Bank Heta abgewickelt wird, dann die Rückzahlung sämtlicher Anleihen gestoppt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...

DWN
Politik
Politik Geheime Kriegsagenda: EU startet 150-Milliarden-Rüstungsfonds
30.05.2025

Ohne öffentliche Debatte, ohne Mitsprache des EU-Parlaments: Brüssel aktiviert im Eiltempo ein 150-Milliarden-Euro-Programm zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Weltsparen-Studie: Sind Aktien bessere Wertanlagen als Immobilien?
30.05.2025

Lange Zeit galten Immobilien als eine sichere Kapitalanlage. Über viele Jahre hinweg bricht der Wert des Markts nicht ein, wiegt die...