Politik

Erdoğan attackiert EU-Politiker als „religiöse Fanatiker“

Lesezeit: 1 min
17.04.2015 01:17
Die Resolution des EU-Parlaments zum „Völkermord“ an den Armeniern hat in der Türkei zu einem Eklat geführt. Die türkische Regierung wirft den Abgeordneten „religiösen und kulturellen Fanatismus“ vor. Präsident Erdoğan machte bereits im Vorfeld deutlich, dass er eine solche Resolution für völlig irrelevant hält.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach der Resolution des EU-Parlaments zum „Völkermord“ an den Armeniern hat die türkische Regierung den Abgeordneten „religiösen und kulturellen Fanatismus“ vorgeworfen. Sie hätten „ein weiteres Mal angestrebt, die Geschichte bezüglich der Ereignisse von 1915 umzuschreiben“, kritisierte das Außenministerium in Ankara am Donnerstag in ungewöhnlich scharfer Form. Das Parlament sei bekannt dafür, die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU behindern zu wollen.

Das Ministerium riet den Parlamentariern, sich mit der Verantwortung ihrer eigenen Länder für die Gräueltaten während des Ersten und Zweiten Weltkrieg auseinanderzusetzen.

„Wir nehmen diejenigen, die diese Resolution angenommen haben, indem sie Geschichte und Recht verstümmelten, nicht ernst“, hieß es in der Mitteilung weiter. „Die Wahlbeteiligung der EU-Bürger von 42 Prozent bei den Wahlen 2014 deutet bereits den Platz an, den dieses Parlament in der politischen Kultur der EU einnimmt.“

Das Europäische Parlament hatte die Türkei am Mittwochabend erneut aufgefordert, die Gräueltaten an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als Völkermord anzuerkennen. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat das jedoch kategorisch abgelehnt. „Für die Türkei ist es niemals möglich, eine solche Sünde, eine solche Schuld anzuerkennen“, sagte Erdogan am Mittwoch in Ankara nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu.

Erdoğan machte bereits im Vorfeld deutlich, dass er eine Resolution des EU-Parlaments zum „Genozid an den Armeniern für irrelevant hält. „Welche Entscheidung es auch trifft, sie wird zum einem Ohr rein- und zum anderen rausgehen.“

Am vergangenen Sonntag hatte Papst Franziskus die Gräueltaten als „ersten Völkermord im 20. Jahrhundert“ eingeordnet. Erdoğan hatte den Papst am Dienstag davor gewarnt, einen solchen „Unsinn“ zu wiederholen.

Die Türkei lehnt es als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches strikt ab, von Genozid zu sprechen. Den Gräueltaten waren nach armenischen Angaben 1,5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Die Türkei geht von deutlich weniger Toten aus. Armenier gedenken am 24. April der Massaker an ihrem Volk vor 100 Jahren.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...