Finanzen

BGH: Sparkassen dürfen Konten nicht ohne Grund kündigen

Lesezeit: 1 min
06.05.2015 16:52
Ohne einen wirklich triftigen Grund dürfen Sparkassen Konten ihrer Kunden nicht einfach kündigen, so der Bundesgerichtshof. Für Sparkassen gelten höhere Anforderungen, da sie öffentlich-rechtlich organisiert seien, so das Gericht.
BGH: Sparkassen dürfen Konten nicht ohne Grund kündigen

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat eine Klausel in den Geschäftsbedingungen (AGB) einer Sparkasse für unwirksam erklärt. Diese beinhaltete, dass Girokonten grundsätzlich „jederzeit ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist“ gekündigt werden können. Die Bestimmung sei unangemessen, entschied der 11. Zivilsenat (Az. XI ZR 214/14). Er wies darauf hin, dass für Sparkassen höhere Anforderungen gelten, da diese im Gegensatz zu anderen Geldhäusern öffentlich-rechtlich organisiert sind. Nach Angaben der Kläger handelt es sich um einen Präzedenzfall mit bundesweiter Relevanz, so Reuters.

Die Entscheidung gelte aber nicht für Unternehmenskunden. Auf Nachfrage der Deutschen Mittelstands Nachrichten, antwortete der BGH: „Die gestrige Entscheidung betrifft eine gegenüber Verbrauchern verwendete Klausel. Ob und inwieweit dies auch gegenüber Unternehmern gilt, hat der Bundesgerichtshof nicht entschieden.“

Der BGH befasste sich mit einer Klage gegen eine AGB-Klausel der Sparkasse Mittelfranken-Süd, die eine Kündigung erlaubte, „soweit keine zwingenden Vorschriften entgegenstehen und weder eine Laufzeit noch eine abweichende Kündigungsregelung vereinbart ist“. Dagegen hatte die Schutzgemeinschaft für Bankkunden geklagt – und bekam nun in dritter Instanz Recht.

Jörg Schädtler, der Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft, wirft den Sparkassen vor, Kunden teilweise schon nach einer gescheiterten Lastschrift zu kündigen. Laut Schädtler ist das wegen entsprechender Klauseln bisher bei Sparkassen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und allen ostdeutschen Bundesländern außer Berlin möglich. Der Verbraucherschützer geht davon aus, dass von dem BGH-Urteil rund 300 der bundesweit gut 400 Sparkassen betroffen sind.

Sparkassen sind laut dem Sparkassengesetz in vielen Bundesländern verpflichtet, den Bürgern in ihrer Region ein Konto zur Verfügung zu stellen. Die Institute dürften Girokonten deshalb „nur aus sachgerechten Gründen kündigen“, betonte der BGH. Der Deutsche Sparkassen-Verband (DSGV) respektiere das Urteil, sagte ein Sprecher. „Es gab gute Gründe, die beanstandete AGB-Klausel als wirksam anzusehen, weil sie bereits die Einschränkung enthält, dass eine ordentliche Kündigung nicht erfolgt, wenn zwingende Vorschriften entgegenstehen.“ Darüber hinaus könne sich der DSGV derzeit nicht äußern, da ihm noch keine schriftliche Urteilsbegründung vorliege.


Mehr zum Thema:  
Banken >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...